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„Sie bringen den Tod auf die Straßen“

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Auch den Opfern von Berlin wurde an diesem Abend gedacht | Foto: Neckarstadtblog

Trotz Kälte fanden heute einige hundert Menschen zu einer Mahnwache für die Opfer von Aleppo und Berlin auf dem Alten Messplatz zusammen.

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Zu der Mahnwache am Mittwochabend hatte der Verein „Mannheim sagt Ja!“ aufgerufen – aus traurigem, aktuellen Anlass wurde natürlich auch den Opfern des Anschlags in Berlin gedacht. Vor dem Weihnachtsbaum versammelten sich die Menschen, teilweise mit Kerzen in den Händen und hörten zunächst eine Rede von Grünen-Stadtrat Gerhard Fontagnier, der u.a. die EU-Außenpolitik in den Krisengebieten der Welt kritisierte: Diese dürfe künftig nicht mehr aus Waffenlieferungen, sondern nur noch aus humanitären Einsätzen bestehen. Er forderte in einem späteren Redebeitrag alle Menschen dazu auf, dazu beizutragen, dass die Kriegsflüchtlinge aus Syrien bald wieder in ihre Heimat zurückkehren können. (Anm. d. Red.: Ein Videomitschnitt seiner Rede ist am Artikelende eingebunden.)

Die zweite Rede des Abends hielt ein junger Syrer auf Arabisch, eine deutsche Übersetzung lag aber vor Ort aus. Sein erster Satz galt Berlin. Er drückte das tief empfundene Beileid im Namen aller Syrer aus. Im Folgenden erhob er schwere Vorwürfe gegen das Assad-Regime, Russland und den Iran. Sie brächten den Tod auf die Straßen. Aber auch die westlichen Bündnisse wie z.B. die UNO wurden für ihre Zurückhaltung im Syrien-Krieg kritisiert.

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Es folgten ein musikalischer Beitrag von Markus Sprengler, der John Lennons „Imagine“ anstimmte sowie „We Shall Overcome „, das Tanja Hilton und Uwe Neuendorf vortrugen.

Nach dem offiziellen Ende der Mahnwache stimmten einige Syrer noch in fröhliche Gesänge ein. So fern der Heimat und nach all dem Leid haben die Menschen den Lebensmut und die Hoffnung noch nicht verloren.

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Junge Syrer stimmten ein fröhliches Lied an. Die Lebensfreude nach so viel Leid ist bemerkenswert | Foto: Neckarstadtblog

Die Rede des jungen Syrers in deutscher Übersetzung (mit einigen Korrekturen durch die Redaktion):

Am Anfang möchte ich Ihnen unser tief empfundenes Beileid übermitteln, wegen der Geschehnisse vorgestern in Berlin.

Aleppo, diese großartige syrische Stadt.

Sie ist das Heimatland der uralten Zivilisationen und der edlen Geschichte und ist Heimat für alle Branchen, die in Syrien für Unabhängigkeit sorgte. Es ist einer der schlimmsten Kriege seit mehr als sechs Jahren bis jetzt in dem vergewaltigen Syrien.

Das Bashar al-Assad-Regime, Russland und der Iran, die das Schlimmste der Menschheit antun. Sie zerstörten die Stadt vollständig und sie bringen den Tod auf die Straßen.

Überall auf der Welt, wenn man „Armee“ sagt , fühlen die Bürger sich sicher, aber in Syrien ist es ganz anders, wir haben Angst und Panik.

Die Besatzer kamen von iranischen und russischen Milizen in unsere Stadt unter dem Namen „Aleppo Befreiung“ und verbrannten die Bürger, die noch lebten und töteten Kinder und Ältere mit Kugeln, Bomben und Raketenwaffen und rissen jeden Stein in jeder Moschee und Kirche ab.

Sie respektierten nicht die Religionen, noch die Menschen, noch die Heiligkeit des Hauses. Sie vertrieben die überlebenden Bewohner von Aleppo und während ihrer Auswanderung, verrieten sie sie und erschossen sie.

Die hässlichste Methoden des Todes und der Erniedrigung wurde ihnen angetan.

All dies geschieht und die Welt ist schweigend. Wo ist die Menschheit? Wo ist die NATO? Wo ist die UN? Wo sind die Länder des Friedens? Selbst die Arabischen Länder helfen uns nicht.

Aber ich frage mich, wo sind die Humanisten? Hörten sie nicht unser Stöhnen der Schmerzen?

Ich möchte nicht mehr sagen. Ich beende meine Rede und kann nur noch sagen: Wer noch Menschlichkeit in sich trägt, hilft bitte unserem verwundeten Land.

Betet für Syrien und bittet um Frieden.

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Freier Journalist und Gründer des Neckarstadtblogs. 1997 im Lokaljournalismus gestartet und über mehrere Stationen im Kulturjournalismus wieder im Lokalen gelandet. Seit 2003 wohnhaft in der Neckarstadt – Ost und West. Vorstandsmitglied der dju Rhein-Neckar.

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