Mitte September luden drei Wohnprojekte auf Turley zum Tag der offenen Türen ein. Dabei zeigte jedes seinen eigenen Schwerpunkt und besonderen Flair.
Nach der feierlichen Eröffnung mit kurzen Redebeiträgen aller beteiligten Wohnprojekte geht es im Stundentakt mit den Führungen durch die Häuser los. Das Wohnprojekt 472 – oft ungenau als 13 Hektar Freiheit bezeichnet – baut als einziges und größtes der drei Projekte nicht neu, sondern bezieht eines der alten Kaiser-Wilhelm-Kasernengebäude. Es ist die erste Führung heute, entsprechend groß ist der Andrang vor der Tür des imposanten Sandsteinbaus. Kurzerhand werden zwei Gruppen gebildet, uns führt Jens Rinne durch die Gänge. Während wir durch die ehemaligen Mannschaftsräume gehen, wird uns klar, dass neu zu bauen um einiges unkomplizierter als diese Generalsanierung ist. Im Plauderton erfahren wir von den Tücken des Denkmalschutzes und architektonischen Hürden, bewundern aber die spannenden Zuschnitte, welche die fertigen und bezogenen Wohnungen besitzen, während auf den Gängen noch echtes Baustellengefühl vorherrscht.
Zweite Station an diesem Tag ist das Wohnprojekt umBAU² Turley, wo die Besonderheit in der CO₂-Neutralität des Neubaus liegt. Im Keller des höchsten Holzgebäudes in Mannheim, zeigt uns Günter Bergmann die sogenannte Paraffinspeicheranlage, eine Art Wärmespeicher für die Heizungen und Warmwasserversorgung des Hauses. Die dazu benötigte Energie wird von der außen angebrachten Photovoltaikanlage, deren Röhrenkollektoren wir uns im obersten Stockwerk aus einem Fenster heraus anschauen, gespeist. Mit 8,50 Euro/m² haben die Ökohäuslebauer den höchsten Kaltmietzins unter den Projekten, was jedoch durch geringere Energiekosten kompensiert wird. Bei der Besichtigung mehrerer Wohnungen merken wir schnell, wie sehr hier die individuellen Wünsche der Bewohner in die Architektur eingeflossen sind. Keine Wohnung gleicht der anderen, jeder Mieter lebt in seiner Traumwohnung.
Abschließend findet die Hausführung durch die Räumlichkeiten des Solidarischen Wohn- und Kulturraums (SWK) statt, wo aufgrund des offenen Gemeinschaftsraums mit Küche, Theke und Terrasse im Erdgeschoss auch die Bewirtung für alle Besucher an diesem Tag stattfindet. Das ganze Haus ist eine große Wohngemeinschaft. Klassische Wohnungen gibt es nicht, weshalb wir auch nur einen privaten Schlafraum zu sehen bekommen, nämlich den von Matze selbst, der uns das Haus zeigt. Wir gehen durch einen Veranstaltungskeller, wo Konzerte, Lesungen, Theater- und Filmvorführungen stattfinden können – im Moment läuft gerade ein selbstproduzierter Film zu SWK auf der Leinwand. Gemeinschaftsküchen und Wohnzimmer finden sich auf jedem Stockwerk. Das Haus wirkt vergleichsweise schnörkellos, dafür entschädigt eine großartige Dachterrasse, auf der noch die letzten neugierigen Fragen beantwortet werden, bevor es wieder nach unten geht.