Anfang November starb der Neckarstädter Künstler und Politaktivist Walter Günderoth nach langer Krankheit. Ein Nachruf von Karl-Heinz Royen.
„Ich nehme mir mein Leben und gebe es nicht mehr her“, hat Walter mal gesagt. Eine Art Lebensmotto.
Er war zuletzt Künstler und Galerist. Walters Laufbahn als Künstler begann nicht erst, als er anfing, sich für Kunst zu interessieren. Nonkonformisten, Kritiker, Protestler vielleicht auch Querulanten bereichern die Formen des menschlichen Daseins. Davon war Walter einer, eine Art Politkünstler.
Mit dem Alter werden die Menschen sicherer und weiser, heißt es. Das geschieht leider nicht automatisch. Walter hätte es wohl so formuliert: Wir müssen uns für ein freieres, glücklicheres Leben etwas einfallen lassen und deshalb kommen wir nicht daran vorbei, uns damit auseinanderzusetzen, was außerhalb unserer Privatsphäre passiert.
Ein Mensch, der nicht nur an sich denkt, sich in gesellschaftliche Abläufe einmischt, dabei aber seinen Humor behält, ist so etwas wie ein Lebenskünstler. Das würde Walter aber nicht gerecht. Seine Einmischungen waren nicht individuell, sondern zielten auf „Weiterverbreitung“, d.h. die Menschen sollten seine Aktionen als eine Art Initialzündung begreifen und als Aufforderung sehen, sich selbst einzubringen.
Deshalb war es ihm wichtig, dass zunächst die Menschen sprechen, um die es geht und erst dann die Intellektuellen. Die Engagierten stehen schnell mit ihren Vorstellungen parat, wie man sich zu wehren habe, wie man eine Veränderung herbeiführe. Jene, um die es eigentlich geht, werden durch solche Vorgaben verschreckt. Sie sehen sich als unerfahren und fürchten, dass sie nicht die richtigen Worte fänden, unsicher wirkten, sich blamierten. Mit dem Ergebnis, dass sich so gut wie niemand der wirklich Betroffenen zu Wort meldet. Walter wollte, dass niemand – auf welche Art und Weise auch immer – bevormundet wird, dass alle gleichberechtigt sind. Das war sein anarchistisches Selbstverständnis von Mit- und Füreinander.
Zur Hilfe kamen Walter dabei vor allem seine Kreativität, seine Unerschrockenheit und natürlich auch seine positive Einstellung zum Leben.
Während andere Menschen sich infolge ihres Engagements beklagen, weil sich nur wenig ändert, weil die Politiker sich gar nicht oder zu langsam bewegen, war das für Walter kein Grund zur Ungeduld. Er überlegte vielmehr, was man anders machen könnte, was man an Neuem mit ins Spiel bringen könnte, um der Sache wieder Schwung zu geben.
Er brachte Kunst und Politik zusammen. Eine Mischung, die den Herrschenden gar nicht schmeckt.
Ausgewählte Lebensstationen
Walter Günderoth studierte an der Fachhochschule für Technik in Mannheim. Er arbeitete eine Zeit bei Bopp & Reuther sowie beim Grünflächenamt und Bauamt der Stadt Mannheim. Später war er als Koch in mehreren Gaststätten in der Neckarstadt angestellt, u.a. im Wirtshaus Uhland. Etwa ab den 2000er Jahren war er Künstler und Galerist.
Die Beisetzung findet am Montag, 20. November um 12 Uhr auf dem Hauptfriedhof Mannheim im Kreise seiner Familie und Freunde statt.
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