Veränderungen wird es geben, soviel ist sicher. Aber die Entwicklungen im Stadtteil gehen mit kleinen Schritten voran. Das war eine Erkenntnis aus der Sitzung des Bezirksbeirats, der am Mittwoch, 31. Januar im Bürgerhaus Neckarstadt-West tagte.
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Den Anwesenden wurde von Vertreter/innen der Stadtverwaltung viel Positives zur Quartiersentwicklung aus den Bereichen Bildung, Kultur und Stadtgestaltung berichtet. Doch große Sprünge gibt es bisher nicht. Auch Rückschläge, wie die Absage zur Ansiedlung der Stadtbibliothek am Alten Messplatz waren Thema.
Drei große Themen bestimmten die Tagesordnung der gut zwei Stunden dauernden Bezirksbeiratssitzung: Die Vorstellung der Aktivitäten der neu gegründeten Arbeitsgruppe „Lokale Stadterneuerung“, die Entwicklung der Schullandschaft und der aktuelle Stand zum Marchivum, das zur Zeit am Neckarufer, östlich der Jungbuschbrücke gebaut wird.
Initiativen der Stadt: „Lokale Stadterneuerung“
Zuerst berichteten die Leiter der Arbeitsgruppe „Lokale Stadterneuerung“ Achim Judt (Geschäftsführer MWSP) und Petar Drakul (Referent des Oberbürgermeisters) von bisherigen Aktivitäten. Zur Umsetzung der Ziele Stabilisierung und Aufwertung des „lebenswerten Stadtteils“ seien zahlreiche Gespräche mit Akteuren der Neckarstadt geführt und Projekte angestoßen worden, beispielsweise in den Bereichen Bildung, Kunst und Kultur. Die Orte Neckarvorland, Neumarkt, Mittelstraße, Altes Volksbad, ehemaliges Sparkassen-Gebäude, Marchivum und Kaisergarten seien Schwerpunkte in den Bemühungen zur Weiterentwicklung. Für das Sparkassen-Gebäude in der Mittelstraße sei eine Nachnutzung durch den städtischen Bürgerservice vorgesehen. Mit der Kirche, Besitzerin des Kaisergartens, habe es konstruktive Gespräche zur Nutzung des traditionsreichen Gebäudes gegeben. Allerdings sei mit erheblichem Renovierungsaufwand bei geschätzten Kosten von mehr als 1 Million Euro zu rechnen.
Aus dem Bereich Jugendförderung wurde das Projekt „Rock the block“ vorgestellt, das von der Alten Feuerwache in den Räumen des Bürgerhauses am Neumarkt durchgeführt wird. Bei dieser offenen Tanzwerkstatt werden Kinder und Jugendliche aus dem Stadtteil zur Teilnahme animiert. Die integrative Hip-Hop-Kultur soll Zugänge zu jungen Menschen schaffen, die bisher schwer erreichbar waren und damit neue Netzwerke knüpfen, beispielsweise auch zu den Eltern. „Das gelingt sehr gut. Wir haben bei der Lichtmeile Werbung gemacht und seitdem kommen regelmäßig Kinder und Jugendliche zu den Trainings. Darunter auch Zaungäste, die uns durch die Fenster des Bürgerhauses sehen. Die Eltern holen die Kinder ab, da kommen wir ins Gespräch“, berichtete die Leiterin des Projekts, das Teil eines 3-Bausteine-Plans ist.
Die Arbeitsgruppe „Lokale Stadterneuerung“ strukturiert diese aufgrund einer Bedarfsanalyse in A) „Kultur, Tanz, Musik“, B) „Sport, Bewegung, Gesundheit“ und C) „Vernetzung, Jugendbüro, Verein“. Von große Sprüngen konnten Drakul und Judt allerdings noch nicht berichten. Sie betonten, dass die Aufwertungsmaßnahmen Zeit bräuchten, bis sie wirken und Stadtentwicklung ein Projekt über Jahre sei.
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Ganztagsschule auf ehemaligem Tankstellengelände und ambitionierte Ideen für das Marchivum
Nächster großer Punkt auf der Tagesordnung war das Schulentwicklungskonzept im Stadtteil. Die Verwaltung nahm insbesondere zur Humboldtschule, Hans-Zulliger-Schule und Marie-Curie-Schule Stellung. Kern der Planungen in den nächsten Jahren sei der Ausbau der Humboldt-Grundschule zur Ganztagsschule und zwar in einem Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Tankstelle in der Waldhofstraße (siehe Titelbild ganz oben), berichtete Lutz Jahre, Leiter des Fachbereich Bildung. Die weiterführende Humboldtschule und die Marie-Curie-Schule könnten in einer fusionierten, noch zu bestimmenden Schulform – denkbar seien Realschule oder Gemeinschaftsschule – im sanierten Gebäude (Altbau/Stammgebäude) der Humboldtschule zusammen kommen. Eine solche Entwicklung sei realistischerweise aber nicht vor 2025 umgesetzt. Für den Neubau werden Kosten von 15 Millionen, für die Sanierung des Stammgebäudes 30 Millionen Euro geschätzt. Die Neckarschule spricht sich zum aktuellen Zeitpunkt gegen eine Ganztagesschulform aus. Hinsichtlich der Hans-Zulliger-Schule gäbe es keinen (baulichen) Erweiterungsbedarf (Anm. d. Red.: Allerdings könnte die Schule „zusätzliche Räume in anderen Immobilien in der Nähe gut gebrauchen“).
Eröffnung des Marchivums naht
Ebenfalls als Bildungseinrichtung versteht sich das Marchivum, das neue, erweiterte Stadtarchiv, das zur Zeit im Hochbunker an der Jungbuschbrücke gebaut wird. Der Neubau schreitet zügig voran, es wird bereits Archivmaterial vom alten Stadtarchiv ins Marchivum umgezogen. Einer Eröffnung sieht Dr. Christoph Popp in den nächsten Monaten entgegen. Begeistert berichtete er von den teils schon umgesetzten, teils noch geplanten baulichen Maßnahmen, die das Marchivum mit seiner unmittelbaren Nachbarschaft in Verbindung setzen. Ein großzügiger Vorplatz mit Integration des Baumbestands soll zum Aufenthalt vor dem Gebäude einladen. Der Platz soll gleichzeitig eine offene Verbindung des Stadtteils zum Neckarvorland werden. An der Ecke Fröhlichstraße soll ein weiterer Außenbereich mit Aufenthaltsqualität entstehen, der zudem Bildungsort sein wird, beispielsweise ein Startpunkt für Schülergruppen, die ins Marchivum kommen. Bisher lediglich geplant und noch nicht realisiert ist ein offener Ausstellungs- und Veranstaltungsbereich im Erdgeschoss, der auch Gastronomie, Proberäume und Co-Working-Space bietet und sich damit explizit an Externe aus dem Stadtteil richtet. „Das können Sie noch gar nicht kennen, da es heute zum ersten mal der Öffentlichkeit präsentiert wird“, berichtete Popp.
Ebenfalls bisher lediglich als Wunsch existiert das sogenannte „Lichtband“, mit dem die Unterführung unter der Jungbuschbrücke künstlerisch aufgehellt und freundlich gestaltet werden könnte. „Die 700 000 Euro dafür haben wir leider nicht, unser Leiter ist aber sehr engagiert dabei, das Geld bei privaten Spendern einzuwerben.“ Der Stadtteil wurde in diesem Rahmen jedenfalls bereits ins neue Marchivum eingeladen und der Bezirksbeirat könne gerne auch zukünftige Sitzungen im dortigen Tagungsraum abhalten. „Wir freuen uns auf die Eröffnung. Für uns ist die Neckarstadt-West jedenfalls keine No-Go-Area, sonst hätten wir uns nicht für diesen Standort entschlossen“, schloss der Stadtarchivar seinen Bericht in Anspielung auf die populistischen Entgleisungen in den reißerischen Berichten über den Stadtteil der vergangenen Jahre.
Aufwertung ja, aber für wen?
Die Aufwertung eines abgehängten, benachteiligten Stadtteils mit vielfältigen Problemlagen ist selbstverständlich im Sinne aller Bewohner. Die Stadt geht bei vielen Projekten in die richtige Richtung, fördert Bildung, Kultur, Netzwerke der Bewohnerschaft und die Idee der Vielfalt und des gegenseitigen Respekts. Doch eine langfristige Entwicklung ist schwer abzusehen. Die Instrumente der Stadt, der politischen und gesellschaftlichen Akteure greifen nur in manchen Bereichen. In der Wohnungspolitik hat die Stadt weniger Möglichkeiten und keines der genannten Projekte hat dieses Thema bisher im Fokus. Dabei ist es bereits heute wichtig, die Weichen so zu stellen, dass aus der Neckarstadt-West kein zweiter Jungbusch wird. Vieles was die Menschen heute in der Neckarstadt schätzen, prägte den Jungbusch vor zehn bis zwanzig Jahren: Günstige Mieten, vielfältige, junge Bewohnerschaft, Leben auf der Straße, Kneipen und Kultur, Multikulti-Image, zwanglose Nachbarschaft und urbane Prägung.
Im Jungbusch wurde der Stadtteil mit gezielten Maßnahmen der Verwaltung aufgewertet. In einigen Bereichen wurden ähnliche Konzepte verfolgt, wie es die Stadt heute in der Neckarstadt-West versucht. Die Folgen im Jungbusch waren rasant steigende Mieten, ein familienunfreundliches Umfeld durch die Entwicklung zur Partymeile und eine Ausbeutung der Stärken und des Images des Stadtteils, durch Zugezogene auf dem Rücken der angestammten Bewohnerschaft – von denen viele den Stadtteil mittlerweile verlassen haben.
Wenn die Neckarstadt ein „lebenswerter Stadtteil“ bleiben will, wie es die Leiter der Arbeitsgruppe Stadtentwicklung betonten, und zwar für die Menschen, die heute hier leben, dann dürfen nicht die gleichen Fehler, wie im Jungbusch gemacht werden.
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Veränderungen wird es geben, soviel ist sicher. Aber die Entwicklungen im Stadtteil gehen mit kleinen Schritten voran. Das war eine Erkenntnis aus der Sitzung des Bezirksbeirats, der am Mittwoch, 31. Januar im Bürgerhaus Neckarstadt-West tagte.
Den Anwesenden wurde von Vertreter/innen der Stadtverwaltung viel Positives zur Quartiersentwicklung aus den Bereichen Bildung, Kultur und Stadtgestaltung berichtet. Doch große Sprünge gibt es bisher nicht. Auch Rückschläge, wie die Absage zur Ansiedlung der Stadtbibliothek am Alten Messplatz waren Thema.
Die ganz schlechte Nachricht kam zum Schluss: Der Baumbestand am Neckarufer wird drastisch reduziert. Wegen Pilzbefall muss etwa ein Drittel der Pappeln zwischen Kurpfalz- und Jungbuschbrücke gefällt werden, in Zukunft möglicherweise sogar noch mehr. Immerhin: Neue Bäume sollen ab Herbst nachgepflanzt werden.
Drei große Themen bestimmten die Tagesordnung der gut zwei Stunden dauernden Bezirksbeiratssitzung: Die Vorstellung der Aktivitäten der neu gegründeten Arbeitsgruppe „Lokale Stadterneuerung“, die Entwicklung der Schullandschaft und der aktuelle Stand zum Marchivum, das zur Zeit am Neckarufer, östlich der Jungbuschbrücke gebaut wird.
Initiativen der Stadt: „Lokale Stadterneuerung“
Zuerst berichteten die Leiter der Arbeitsgruppe „Lokale Stadterneuerung“ Achim Judt (Geschäftsführer MWSP) und Petar Drakul (Referent des Oberbürgermeisters) von bisherigen Aktivitäten. Zur Umsetzung der Ziele Stabilisierung und Aufwertung des „lebenswerten Stadtteils“ seien zahlreiche Gespräche mit Akteuren der Neckarstadt geführt und Projekte angestoßen worden, beispielsweise in den Bereichen Bildung, Kunst und Kultur. Die Orte Neckarvorland, Neumarkt, Mittelstraße, Altes Volksbad, ehemaliges Sparkassen-Gebäude, Marchivum und Kaisergarten seien Schwerpunkte in den Bemühungen zur Weiterentwicklung. Für das Sparkassen-Gebäude in der Mittelstraße sei eine Nachnutzung durch den städtischen Bürgerservice vorgesehen. Mit der Kirche, Besitzerin des Kaisergartens, habe es konstruktive Gespräche zur Nutzung des traditionsreichen Gebäudes gegeben. Allerdings sei mit erheblichem Renovierungsaufwand bei geschätzten Kosten von mehr als 1 Million Euro zu rechnen.
Aus dem Bereich Jugendförderung wurde das Projekt „Rock the block“ vorgestellt, das von der Alten Feuerwache in den Räumen des Bürgerhauses am Neumarkt durchgeführt wird. Bei dieser offenen Tanzwerkstatt werden Kinder und Jugendliche aus dem Stadtteil zur Teilnahme animiert. Die integrative Hip-Hop-Kultur soll Zugänge zu jungen Menschen schaffen, die bisher schwer erreichbar waren und damit neue Netzwerke knüpfen, beispielsweise auch zu den Eltern. „Das gelingt sehr gut. Wir haben bei der Lichtmeile Werbung gemacht und seitdem kommen regelmäßig Kinder und Jugendliche zu den Trainings. Darunter auch Zaungäste, die uns durch die Fenster des Bürgerhauses sehen. Die Eltern holen die Kinder ab, da kommen wir ins Gespräch“, berichtete die Leiterin des Projekts, das Teil eines 3-Bausteine-Plans ist.
Die Arbeitsgruppe „Lokale Stadterneuerung“ strukturiert diese aufgrund einer Bedarfsanalyse in A) „Kultur, Tanz, Musik“, B) „Sport, Bewegung, Gesundheit“ und C) „Vernetzung, Jugendbüro, Verein“. Von große Sprüngen konnten Drakul und Judt allerdings noch nicht berichten. Sie betonten, dass die Aufwertungsmaßnahmen Zeit bräuchten, bis sie wirken und Stadtentwicklung ein Projekt über Jahre sei.
Ganztagsschule auf ehemaligem Tankstellengelände und ambitionierte Ideen für das Marchivum
Nächster großer Punkt auf der Tagesordnung war das Schulentwicklungskonzept im Stadtteil. Die Verwaltung nahm insbesondere zur Humboldtschule, Hans-Zulliger-Schule und Marie-Curie-Schule Stellung. Kern der Planungen in den nächsten Jahren sei der Ausbau der Humboldt-Grundschule zur Ganztagsschule und zwar in einem Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Tankstelle in der Waldhofstraße (siehe Titelbild ganz oben), berichtete Lutz Jahre, Leiter des Fachbereich Bildung. Die weiterführende Humboldtschule und die Marie-Curie-Schule könnten in einer fusionierten, noch zu bestimmenden Schulform – denkbar seien Realschule oder Gemeinschaftsschule – im sanierten Gebäude (Altbau/Stammgebäude) der Humboldtschule zusammen kommen. Eine solche Entwicklung sei realistischerweise aber nicht vor 2025 umgesetzt. Für den Neubau werden Kosten von 15 Millionen, für die Sanierung des Stammgebäudes 30 Millionen Euro geschätzt. Die Neckarschule spricht sich zum aktuellen Zeitpunkt gegen eine Ganztagesschulform aus. Hinsichtlich der Hans-Zulliger-Schule gäbe es keinen (baulichen) Erweiterungsbedarf (Anm. d. Red.: Allerdings könnte die Schule „zusätzliche Räume in anderen Immobilien in der Nähe gut gebrauchen“).
Eröffnung des Marchivums naht
Ebenfalls als Bildungseinrichtung versteht sich das Marchivum, das neue, erweiterte Stadtarchiv, das zur Zeit im Hochbunker an der Jungbuschbrücke gebaut wird. Der Neubau schreitet zügig voran, es wird bereits Archivmaterial vom alten Stadtarchiv ins Marchivum umgezogen. Einer Eröffnung sieht Dr. Christoph Popp in den nächsten Monaten entgegen. Begeistert berichtete er von den teils schon umgesetzten, teils noch geplanten baulichen Maßnahmen, die das Marchivum mit seiner unmittelbaren Nachbarschaft in Verbindung setzen. Ein großzügiger Vorplatz mit Integration des Baumbestands soll zum Aufenthalt vor dem Gebäude einladen. Der Platz soll gleichzeitig eine offene Verbindung des Stadtteils zum Neckarvorland werden. An der Ecke Fröhlichstraße soll ein weiterer Außenbereich mit Aufenthaltsqualität entstehen, der zudem Bildungsort sein wird, beispielsweise ein Startpunkt für Schülergruppen, die ins Marchivum kommen. Bisher lediglich geplant und noch nicht realisiert ist ein offener Ausstellungs- und Veranstaltungsbereich im Erdgeschoss, der auch Gastronomie, Proberäume und Co-Working-Space bietet und sich damit explizit an Externe aus dem Stadtteil richtet. „Das können Sie noch gar nicht kennen, da es heute zum ersten mal der Öffentlichkeit präsentiert wird“, berichtete Popp.
Ebenfalls bisher lediglich als Wunsch existiert das sogenannte „Lichtband“, mit dem die Unterführung unter der Jungbuschbrücke künstlerisch aufgehellt und freundlich gestaltet werden könnte. „Die 700 000 Euro dafür haben wir leider nicht, unser Leiter ist aber sehr engagiert dabei, das Geld bei privaten Spendern einzuwerben.“ Der Stadtteil wurde in diesem Rahmen jedenfalls bereits ins neue Marchivum eingeladen und der Bezirksbeirat könne gerne auch zukünftige Sitzungen im dortigen Tagungsraum abhalten. „Wir freuen uns auf die Eröffnung. Für uns ist die Neckarstadt-West jedenfalls keine No-Go-Area, sonst hätten wir uns nicht für diesen Standort entschlossen“, schloss der Stadtarchivar seinen Bericht in Anspielung auf die populistischen Entgleisungen in den reißerischen Berichten über den Stadtteil der vergangenen Jahre.
Aufwertung ja, aber für wen?
Die Aufwertung eines abgehängten, benachteiligten Stadtteils mit vielfältigen Problemlagen ist selbstverständlich im Sinne aller Bewohner. Die Stadt geht bei vielen Projekten in die richtige Richtung, fördert Bildung, Kultur, Netzwerke der Bewohnerschaft und die Idee der Vielfalt und des gegenseitigen Respekts. Doch eine langfristige Entwicklung ist schwer abzusehen. Die Instrumente der Stadt, der politischen und gesellschaftlichen Akteure greifen nur in manchen Bereichen. In der Wohnungspolitik hat die Stadt weniger Möglichkeiten und keines der genannten Projekte hat dieses Thema bisher im Fokus. Dabei ist es bereits heute wichtig, die Weichen so zu stellen, dass aus der Neckarstadt-West kein zweiter Jungbusch wird. Vieles was die Menschen heute in der Neckarstadt schätzen, prägte den Jungbusch vor zehn bis zwanzig Jahren: Günstige Mieten, vielfältige, junge Bewohnerschaft, Leben auf der Straße, Kneipen und Kultur, Multikulti-Image, zwanglose Nachbarschaft und urbane Prägung.
Im Jungbusch wurde der Stadtteil mit gezielten Maßnahmen der Verwaltung aufgewertet. In einigen Bereichen wurden ähnliche Konzepte verfolgt, wie es die Stadt heute in der Neckarstadt-West versucht. Die Folgen im Jungbusch waren rasant steigende Mieten, ein familienunfreundliches Umfeld durch die Entwicklung zur Partymeile und eine Ausbeutung der Stärken und des Images des Stadtteils, durch Zugezogene auf dem Rücken der angestammten Bewohnerschaft – von denen viele den Stadtteil mittlerweile verlassen haben.
Wenn die Neckarstadt ein „lebenswerter Stadtteil“ bleiben will, wie es die Leiter der Arbeitsgruppe Stadtentwicklung betonten, und zwar für die Menschen, die heute hier leben, dann dürfen nicht die gleichen Fehler, wie im Jungbusch gemacht werden.
Dieser Artikel wurde auch bei Kommunalinfo Mannheim veröffentlicht.
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