Die Grünen im Bezirksbeirat Neckarstadt-Ost sehen die Zwischennutzung auf der südlichen Platzhälfte durch das Projekt ALTER sehr positiv.
Recht kontrovers verlief die Diskussion am gestrigen Abend hinsichtlich der Zwischennutzung der südlichen Platzhälfte (jenseits der Dammstraße) des Alten Messplatzes. Während besonders die jüngeren Bezirksbeiräte das Projekt sehr lobten, gab es herbe Kritik an der Ästhetik der Fläche aus dem konservativen Lager. SPD-Bezirksbeirat Hans Georg Dech äußerte die Angst, dass aus der Zwischennutzung eine Dauerlösung werden könne. Stadtentwicklerisch sei dies eine Katastrophe. Die SPD hatte lange dafür gekämpft, dass auf diesem Gelände die neue Stadtbibliothek angesiedelt wird. Auch Karl Lederle vom „Aktionsbündnis Alter Messplatz“ (und ebenfalls SPD-Mitglied) zeigte sich misstrauisch. Noch bestehe aber die Hoffnung, dass das Institut für Deutsche Sprache (IDS) dort baue, alles andere mache „uns die Zukunft kaputt“. Man brauche keinen „Spielplatz“ an dieser Stelle, sondern eine große Einrichtung. Aus der Bevölkerung machte sich Jennifer Yeboah (ausdrücklich nicht in ihrer Rolle als Quartiermanagerin im Herzogenried, sondern als Anwohnerin und Mutter) für das Projekt stark. In der Neckarstadt gäbe es kaum öffentliche Räume für Kinder und Jugendliche, weshalb das Projekt ALTER ein großer Gewinn für den Stadtteil sei. Die Ästhetik spreche zudem die jungen Menschen an.
Hintergrund: Finanzierung
Für die Initiierung des Projekts ALTER belaufen sich die Kosten auf 50.000 Euro. Hierzu zählen vorbereitende Untersuchungen und Maßnahmen, Sportfeldmarkierungen, der Bau des Kiosks und die Anschaffung einer Pumptrack, die dem Projekt zur Verfügung gestellt wird. Die Finanzierung wurde gemeinschaftlich von der städtischen Entwicklungsgesellschaft MWSP und der Stadt Mannheim getragen.
Den Betrieb des Kiosks übernimmt der Verein POW e.V., hier hat die MWSP keine laufenden Kosten. Die Personalstelle eines Sozialarbeiters vor Ort kann vom Verein über Fördergelder finanziert werden.
Weitere Entwicklung
Im Saal des Ida-Scipio-Heims, in welchem die Bezirksbeiratssitzung an diesem Abend stattfand, berichtete eine MWSP-Mitarbeiterin auch über zukünftige Pläne: Unter dem Motto „Das Beste vom Besten“ soll die umliegende Gastronomie per Lastenrad Essen anliefern und über eine farbliche Markierung auf der Fahrbahn der Dammstraße soll eine Art „Boulevard“ mit einem Holzsteg bis zum Treppenabgang die Platzhälften verbinden. Dieser Holzsteg soll vom Verein gebaut und die farbliche Markierung von Fachbereich Tiefbau durchgeführt werden. Diese Maßnahmen sollen noch dieses Jahr umgesetzt werden.
Die Grünen im Bezirksbeirat Neckarstadt-Ost haben hierzu eine Pressemitteilung veröffentlicht:
„Das Projekt ALTER richtet sich auch an Jugendliche, eine Zielgruppe, für die es sonst in der Neckarstadt und angrenzenden Stadtteilen nur wenig Angebote gibt. Aber auch andere Bevölkerungsschichten werden von dem vielseitigen Angebot angesprochen. Entsprechend breit ist auch die Resonanz der Bürgerinnen und Bürger. Wir stimmen hier mit der MWSP überein, dass das Angebot überaus erfolgreich und eine Bereicherung für die ganze Neckarstadt ist“, so die Bezirksbeirätin Carmen Fontagnier.
„Das Projekt ALTER trägt zu mehr Lebensqualität im Quartier bei. Es ist ein Ort der Begegnung für verschiedenste Schichten entstanden. Das Angebot ist nur aufgrund des bewundernswerten freiwilligen Engagements der Vereinsmitglieder so kostengünstig für die Stadt möglich. Es trifft mit seinem gelungenen Mix aus Kultur und dem Verleih von Sportgeräten den Nerv vieler Menschen. Deshalb heißen wir die derzeitigen Optionen zum Ausbau des Projekts auf dem Gelände des ehemaligen alten Bahnhofs willkommen. Möglich wären etwa die Einrichtung eines Stadtteilmarktes oder die Beteiligung der ‚Allesretter‘, einem Verein, der Lebensmittel einsammelt, die sonst im Müll landen würden und diese kostenlos weitergibt“, so die Sprecherin der Grünen im Bezirksbeirat Neckarstadt-Ost Stefanie Heß weiter.
Prinzipiell stehen die Grünen im Bezirksbeirat Neckarstadt-Ost auch dem Bau des „Hauses der Deutschen Sprache“ keineswegs ablehnend gegenüber. Johannes Schuler erklärt dazu: „Eine Kombination aus einer Nutzung des Geländes wie derzeit im Rahmen von ALTER und der Einrichtung eines Hauses der Deutschen Sprache ist für uns Grüne im Bezirksbeirat nicht nur denkbar, sondern würde sicherlich auch spannende Ergänzungen ermöglichen und noch mehr Menschen in die Neckarstadt locken. Wir befürworten eine Entwicklung dieses Schlüsselgebiets in der Neckarstadt, die verschiedenen Altersgruppen und sozialen Schichten zu Gute kommen. Wir werden uns aber weiterhin für den Erhalt des offenen Zugangs zum Neckarufer und der Frischluftzufuhr einsetzen.“