Seitdem das Einkaufszentrum und ehemalige GBG-Zentrale im Ulmenweg im März 2018 beim Bezirksbeirat auf der Agenda stand, hat sich hinter den Kulissen viel getan. Nur sieht man davon wenig.
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Was wird aus dem Umbau des Einkaufszentrums Ulmenweg? Kommen die barrierefreien Wohnungen im alten GBG-Gebäude? Werden die Pläne nach Konzeptvergabe überhaupt umgesetzt? Viele Fragen blieben auch nach der Bezirksbeiratssitzung Neckarstadt-Ost am 10. Juli 2019 unbeantwortet. Denn die Entwicklung des Areals an der Kreuzung Ulmenweg/Hochuferstraße geht alles andere als reibungslos voran. Nachdem im Stadtteil in den letzten Monaten viele Gerüchte kursierten, hatte der Bezirksbeirat das Thema auf die Tagesordnung gesetzt und die Investoren eingeladen.
Rückblick: Nachdem die GBG aus dem alten Verwaltungsgebäude ausgezogen war, wurde die Immobilie im Rahmen einer Konzeptvergabe an den Investor Boxheimer+Scheuermann verkauft. Der plante, nach der Sanierung des Gebäudes, dort barrierefreie Mietwohnungen für ältere Menschen und Räume für Arztpraxen anzubieten. Auf der Bezirksbeiratssitzung im März 2018 wurde die Fertigstellung für 15 Monate später (ab Mai 2018 gerechnet also etwa Herbst 2019) angekündigt1. Dieser Termin wird jedenfalls nicht eingehalten, soviel ist heute sicher. Denn statt zu bauen, wurde offenbar versucht, mit dem Gebäude zu spekulieren.
Nachtrag: In einer E-Mail an die Redaktion äußert sich Herr Scheuermann zum neuen geplanten Zeitrahmen. „Die Fertigstellung des Objektes ist im Vertrag festgelegt auf den 31.12.2020, mit einer eventuellen Verlängerung bis 30.06.2021“ und „Die Baustelleneinrichtung ist bereits erfolgt. Die Entkernungsarbeiten beginnen am 15.08.2019.“
GBG unterbindet Spekulationsgeschäft
Zu Beginn der Bezirksbeiratssitzung las Sitzungsleiter Reinhold Götz (SPD) eine E-Mail (liegt der Redaktion vor) von GBG-Chef Karl-Heinz Frings vor. Der berichtete, dass der Investor Boxheimer+Scheuermann versucht hatte, das Gebäude weiter zu veräußern. Eine Umplanung mit Penthousewohnungen war im Gespräch – offenbar ein lukrativeres Geschäftsmodell als die Seniorenwohnungen. Die GBG habe diesem Deal jedoch nicht zugestimmt, da der Verkauf des Gebäudes im Rahmen einer Konzeptvergabe stattfand. Das bedeute, dass der neue Eigentümer vertraglich verpflichtet sei, die barrierefreien Wohnungen zu bauen, denn genau deshalb kam er ja beim Immobilienverkauf zum Zuge. Die Immobilienspekulation wurde somit offenbar verhindert. Doch die Folge ist eine Verzögerung des Bauvorhabens auf unbekannte Zeit. Weitere Fragen der Bezirksbeiräte an den Investor waren nicht möglich. Herr Scheuermann war von der Stadt nicht eingeladen worden. (Korrekturhinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es fälschlicherweise, dass Herr Scheuermann trotz Einladung nicht erschienen sei. Wir bitten um Entschuldigung für den Fehler.)
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Was geplant ist…
Jürgen Bettels, ein Vertreter der Eigentümergemeinschaft Bettels, der weitere Wohn- und Geschäftsgebäude im Komplex des EKZ Ulmenweg gehört, nahm die Einladung hingegen an und berichtete vom aktuellen Stand der Umbau- und Sanierungspläne. Die Fassaden der Wohnungen im Obergeschoss würden zur Zeit saniert. Dem Aroma-Supermarkt solle Anfang nächsten Jahres gekündigt werden, um dem Vollsortimenter REWE Platz zu machen. Der Dönerladen auf dem Vorplatz werde abgerissen und – falls alles klappt – solle an der Ecke zur Kreuzung ein Bäcker mit Café und 10 Pkw-Stellplätzen Platz finden. Zudem berichtete er von der bereits erfolgten Schließung der Kneipe und dem Einzug einer Physiotherapiepraxis.
„Aber…“ – Ohne Parkplätze geht es angeblich nicht
Herr Bettels schob sogleich ein großes „Aber“ hinterher. Ob die Pläne tatsächlich verwirklicht werden könnten, sei noch völlig offen: „Ich kann nicht sicherstellen, dass das Zentrum so kommen wird“, sagte er. Die Verantwortung sieht Jürgen Bettels bei der Stadt und den zukünftigen gewerblichen Mietern. Vor allem die Parkplatzsituation sei ein Problem. Der REWE-Markt habe einen hohen Bedarf. Der bestehende Parkplatz reiche bei weitem nicht aus. Auch der Bäcker – im Gespräch sei nach mehreren Absagen aktuell die Kette Görtz – bestehe auf zehn Kundenparkplätze direkt vor dem Laden. Dafür müssten auch Bäume gefällt werden.
Harsche Kritik aus den Reihen der Politik
Von Seiten der Bezirksbeirät*innen und Stadträte hagelte es kritische Fragen und Anmerkungen. Das Verkehrs- und Parkplatzkonzept sei nicht gerade zukunftsfähig, kritisierte etwa Stefanie Heß von den Grünen mit Blick auf die Erweiterung der Pkw-Stellplätze. Dennis Ulas (Linke) erinnerte an den REWE-Markt in der Langen Rötterstraße, der ganz ohne Pkw-Stellplätze auskäme. Thomas Trüper (Linke), der auch Vorsitzender der Interessengemeinschaft Herzogenried ist, bezeichnete es als absurd, dermaßen viele Stellplätze einzuplanen. Das Einzugsgebiet sei zu großen Teilen autofrei geplant, die Leute kämen zu Fuß und mit dem Fahrrad ihre Brötchen holen und würden nicht erst ihr Auto aus der Tiefgarage fahren. Auch Konrad Schlichter (CDU) möchte es sich nicht vorstellen, wie die Gäste des Bäcker-Cafés zwischen den Pkw-Stellplätzen sitzen müssten.
Mehr Grün, weniger Autos und vielleicht ein Spielplatz für Kinder – mit diesen Ideen schienen sich die Lokalpolitiker*innen einig zu sein. Doch die Investoren haben offensichtlich andere Prioritäten. Wie es letztlich am Eingang des Ulmenwegs aussehen wird, darauf werden die Bewohner*innen des Stadtteils noch eine ganze Weile warten müssen.
Quelle: Sitzungsprotokoll vom 07.03.2019 (liegt der Redaktion vor). Auch der Mannheimer Morgen berichtete entsprechend (Bezahlschranke). ↩
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Seitdem das Einkaufszentrum und ehemalige GBG-Zentrale im Ulmenweg im März 2018 beim Bezirksbeirat auf der Agenda stand, hat sich hinter den Kulissen viel getan. Nur sieht man davon wenig.
Was wird aus dem Umbau des Einkaufszentrums Ulmenweg? Kommen die barrierefreien Wohnungen im alten GBG-Gebäude? Werden die Pläne nach Konzeptvergabe überhaupt umgesetzt? Viele Fragen blieben auch nach der Bezirksbeiratssitzung Neckarstadt-Ost am 10. Juli 2019 unbeantwortet. Denn die Entwicklung des Areals an der Kreuzung Ulmenweg/Hochuferstraße geht alles andere als reibungslos voran. Nachdem im Stadtteil in den letzten Monaten viele Gerüchte kursierten, hatte der Bezirksbeirat das Thema auf die Tagesordnung gesetzt und die Investoren eingeladen.
Rückblick: Nachdem die GBG aus dem alten Verwaltungsgebäude ausgezogen war, wurde die Immobilie im Rahmen einer Konzeptvergabe an den Investor Boxheimer+Scheuermann verkauft. Der plante, nach der Sanierung des Gebäudes, dort barrierefreie Mietwohnungen für ältere Menschen und Räume für Arztpraxen anzubieten. Auf der Bezirksbeiratssitzung im März 2018 wurde die Fertigstellung für 15 Monate später (ab Mai 2018 gerechnet also etwa Herbst 2019) angekündigt1. Dieser Termin wird jedenfalls nicht eingehalten, soviel ist heute sicher. Denn statt zu bauen, wurde offenbar versucht, mit dem Gebäude zu spekulieren.
Nachtrag: In einer E-Mail an die Redaktion äußert sich Herr Scheuermann zum neuen geplanten Zeitrahmen. „Die Fertigstellung des Objektes ist im Vertrag festgelegt auf den 31.12.2020, mit einer eventuellen Verlängerung bis 30.06.2021“ und „Die Baustelleneinrichtung ist bereits erfolgt. Die Entkernungsarbeiten beginnen am 15.08.2019.“
GBG unterbindet Spekulationsgeschäft
Zu Beginn der Bezirksbeiratssitzung las Sitzungsleiter Reinhold Götz (SPD) eine E-Mail (liegt der Redaktion vor) von GBG-Chef Karl-Heinz Frings vor. Der berichtete, dass der Investor Boxheimer+Scheuermann versucht hatte, das Gebäude weiter zu veräußern. Eine Umplanung mit Penthousewohnungen war im Gespräch – offenbar ein lukrativeres Geschäftsmodell als die Seniorenwohnungen. Die GBG habe diesem Deal jedoch nicht zugestimmt, da der Verkauf des Gebäudes im Rahmen einer Konzeptvergabe stattfand. Das bedeute, dass der neue Eigentümer vertraglich verpflichtet sei, die barrierefreien Wohnungen zu bauen, denn genau deshalb kam er ja beim Immobilienverkauf zum Zuge. Die Immobilienspekulation wurde somit offenbar verhindert. Doch die Folge ist eine Verzögerung des Bauvorhabens auf unbekannte Zeit. Weitere Fragen der Bezirksbeiräte an den Investor waren nicht möglich. Herr Scheuermann war von der Stadt nicht eingeladen worden. (Korrekturhinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es fälschlicherweise, dass Herr Scheuermann trotz Einladung nicht erschienen sei. Wir bitten um Entschuldigung für den Fehler.)
Was geplant ist…
Jürgen Bettels, ein Vertreter der Eigentümergemeinschaft Bettels, der weitere Wohn- und Geschäftsgebäude im Komplex des EKZ Ulmenweg gehört, nahm die Einladung hingegen an und berichtete vom aktuellen Stand der Umbau- und Sanierungspläne. Die Fassaden der Wohnungen im Obergeschoss würden zur Zeit saniert. Dem Aroma-Supermarkt solle Anfang nächsten Jahres gekündigt werden, um dem Vollsortimenter REWE Platz zu machen. Der Dönerladen auf dem Vorplatz werde abgerissen und – falls alles klappt – solle an der Ecke zur Kreuzung ein Bäcker mit Café und 10 Pkw-Stellplätzen Platz finden. Zudem berichtete er von der bereits erfolgten Schließung der Kneipe und dem Einzug einer Physiotherapiepraxis.
„Aber…“ – Ohne Parkplätze geht es angeblich nicht
Herr Bettels schob sogleich ein großes „Aber“ hinterher. Ob die Pläne tatsächlich verwirklicht werden könnten, sei noch völlig offen: „Ich kann nicht sicherstellen, dass das Zentrum so kommen wird“, sagte er. Die Verantwortung sieht Jürgen Bettels bei der Stadt und den zukünftigen gewerblichen Mietern. Vor allem die Parkplatzsituation sei ein Problem. Der REWE-Markt habe einen hohen Bedarf. Der bestehende Parkplatz reiche bei weitem nicht aus. Auch der Bäcker – im Gespräch sei nach mehreren Absagen aktuell die Kette Görtz – bestehe auf zehn Kundenparkplätze direkt vor dem Laden. Dafür müssten auch Bäume gefällt werden.
Harsche Kritik aus den Reihen der Politik
Von Seiten der Bezirksbeirät*innen und Stadträte hagelte es kritische Fragen und Anmerkungen. Das Verkehrs- und Parkplatzkonzept sei nicht gerade zukunftsfähig, kritisierte etwa Stefanie Heß von den Grünen mit Blick auf die Erweiterung der Pkw-Stellplätze. Dennis Ulas (Linke) erinnerte an den REWE-Markt in der Langen Rötterstraße, der ganz ohne Pkw-Stellplätze auskäme. Thomas Trüper (Linke), der auch Vorsitzender der Interessengemeinschaft Herzogenried ist, bezeichnete es als absurd, dermaßen viele Stellplätze einzuplanen. Das Einzugsgebiet sei zu großen Teilen autofrei geplant, die Leute kämen zu Fuß und mit dem Fahrrad ihre Brötchen holen und würden nicht erst ihr Auto aus der Tiefgarage fahren. Auch Konrad Schlichter (CDU) möchte es sich nicht vorstellen, wie die Gäste des Bäcker-Cafés zwischen den Pkw-Stellplätzen sitzen müssten.
Mehr Grün, weniger Autos und vielleicht ein Spielplatz für Kinder – mit diesen Ideen schienen sich die Lokalpolitiker*innen einig zu sein. Doch die Investoren haben offensichtlich andere Prioritäten. Wie es letztlich am Eingang des Ulmenwegs aussehen wird, darauf werden die Bewohner*innen des Stadtteils noch eine ganze Weile warten müssen.
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