Die Bußgeldbescheide konnten Sie nicht aufhalten. Im Gegenteil: Erneut demonstrierten knapp tausend Schüler*innen Studierende und solidarische Ältere für Klimagerechtigkeit und hatten sich das Thema Landwirtschaft auf die Fahnen geschrieben.
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Die Bußgeldbescheide, die wenige Tage zuvor wegen angeblichen „Schulen schwänzens“ an Schüler*innen des Geschwister-Scholl-Gymnsiums verschickt worden waren, stellten das zweite große Thema der Demo dar. „Klima schützen ist kein Verbrechen“ war die Parole des Tages und mit der Zurücknahme der Bescheide seitens der Stadt fühlten die Veranstalter*innen Rückenwind für ihr Anliegen.
„Free the soil“
Schon lange war darauf hingearbeitet worden, dass bei der nächsten Demonstration das Thema Landwirtschaft im Mittelpunkt stehen sollte. Die Reden setzen daher einen entsprechenden Schwerpunkt. Im Anschluss an die Demo war zudem auf dem Gelände „ALTER“ ein Markt mit Ständen und Workshops aufgebaut, die sich mit dem Schwerpunktthema beschäftigten.
Eine Sprecherin von Fridays for Future sagte bei der Abschlusskundgebung: „Wenn sich die Landwirtschaft nicht verändert, wird sie sich selbst abschafften.“ Jedes Jahr würden 200 000 Menschen an den Folgen des Pestizideinsatzes sterben. Die viel zu lange Zulassung von Glyphosat in der EU sei ein großer Fehler. Der massenhafte Einsatz von Antibiotika in der Viehzucht habe weitreichende Folgen auf das Gesundheitssystem. In der konventionellen Landwirtschaft sei zudem der enorme Wasserverbrauch unverhältnismäßig, der vor allem zur Fleischproduktion benötigt werde.
Sie rief dazu auf, bessere und nachhaltige Lebensmittel zu kaufen, auch wenn diese teurer seien. Es brauche strengere Gesetze und gerechtere Preise. Vor allem die kleinen Bauern, die nachhaltige Landwirtschaft betreiben, sollten stärker finanziell gefördert werden.
Notbremse in der Bußgeldstelle
Die in der Woche vor der Demo verhängten Bußgelder hatten zu einer bundesweiten medialen Aufmerksamkeit geführt. Als erste Stadt in Baden-Württemberg, möglicherweise in ganz Deutschland, hatte Mannheim Bußgelder gegen Schüler*innen verhängt, denen seitens der Schule vorgeworfen wurde, für die Fridays for Future Demos den Unterricht geschwänzt zu haben. 88,50 Euro hätten die die Schüler*innen laut Bescheid zahlen sollen. 60 Euro Bußgeld, dazu Verwaltungsgebühr und Kosten für die Zustellung.
Gegenüber dem Kommunalinfo erklärte Laura, eine Sprecherin von Fridays for Future, sie halte die von der Schulleiterin des Geschwister-Scholl-Gymnasiums initiierten Bußgelder für politisch motiviert. Keine andere Schulleitung war bisher so vorgegangen. Die Rektorin hatte die Aktivist*innen bei der Ordnungsbehörde angezeigt.
Fridays for future Mannheim am 19. Juli 2019 | Foto: CKI
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Die Stadt Mannheim zog letztlich die Notbremse und nahm die Bußgeldbescheide kurzfristig am Tag vor der Demo zurück. Beinahe entschuldigend klang die Mitteilung der Stadt: Die Verfahren seien „formal korrekt – aber nicht geboten“. Nach einer erneuten Prüfung habe man festgestellt, „dass die Schule vorab nicht alle Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen ergriffen hatte, die ihr zur Verfügung stehen – insbesondere in diesem nicht klassischen Fall von Schulschwänzen.“
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Blamage für die Schulleitung
Damit hatte die Stadt den schwarzen Peter der Schulleiterin zugeschoben, für die die ganze Affäre ziemlich blamabel endete. Für die Stadt Mannheim ist dieses heikle Thema wieder vom Tisch. Beim Aufbau eines modernen, klimafreundlichen Selbstbildes, wäre es kaum förderlich gewesen, als erste Stadt Bekanntheit zu erlangen, die bundesweit Schüler*innen für ihrem Klimaaktivismus bestraft hätte.
Das Geschwister-Scholl-Gymnasium hat nun vielfältige Möglichkeiten, alternativ mit dem formalen Verstoß „Schule schwänzen“ umzugehen. Da wären zum Beispiel Projektwochen zum Thema Nachhaltigkeit, Klimaschutz im Schulalltag, Klassenausflüge zu den Demo oder die Beschäftigung mit ziviliem Ungehorsam anhand ihrer Namensgeber*innen, um nur einige zu nennen.
Fridays für Future – Wie geht es weiter?
Mit der Demo zum Thema Landwirtschaft verabschiedet sich die Mannheimer Gruppe von Fridays für Future in die Sommerpause. Neu war ein Abschlusskonzert auf dem Alten Messplatz und der Lautspecherwagen fuhr erstmals mit Strom. Der Stadtschülerrat hatte sich der Demo angeschlossen und steuerte ein Grußwort bei.
Beim Format „Afternoon for Future“ mit Infoständen und Workshops auf dem Gelände „ALTER“ wurden neue Ideen ausprobiert. Die bei den Kundgebungen angesprochenen Themen konnten inhaltlich vertieft werden, auch wenn sich dort natürlich nicht so viele Schüler*innen beteiligten, wie an den Demonstrationen.
Nach den Sommerferien solle dann weitergestreikt werden, „solange bis die Politik was ändert und wir die Klimakrise verhindern können“, kündigte Laura an.
Fotogalerie
Fridays for future Mannheim am 19. Juli 2019 | Foto: CKI
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Die Bußgeldbescheide konnten Sie nicht aufhalten. Im Gegenteil: Erneut demonstrierten knapp tausend Schüler*innen Studierende und solidarische Ältere für Klimagerechtigkeit und hatten sich das Thema Landwirtschaft auf die Fahnen geschrieben.
Die Bußgeldbescheide, die wenige Tage zuvor wegen angeblichen „Schulen schwänzens“ an Schüler*innen des Geschwister-Scholl-Gymnsiums verschickt worden waren, stellten das zweite große Thema der Demo dar. „Klima schützen ist kein Verbrechen“ war die Parole des Tages und mit der Zurücknahme der Bescheide seitens der Stadt fühlten die Veranstalter*innen Rückenwind für ihr Anliegen.
„Free the soil“
Schon lange war darauf hingearbeitet worden, dass bei der nächsten Demonstration das Thema Landwirtschaft im Mittelpunkt stehen sollte. Die Reden setzen daher einen entsprechenden Schwerpunkt. Im Anschluss an die Demo war zudem auf dem Gelände „ALTER“ ein Markt mit Ständen und Workshops aufgebaut, die sich mit dem Schwerpunktthema beschäftigten.
Eine Sprecherin von Fridays for Future sagte bei der Abschlusskundgebung: „Wenn sich die Landwirtschaft nicht verändert, wird sie sich selbst abschafften.“ Jedes Jahr würden 200 000 Menschen an den Folgen des Pestizideinsatzes sterben. Die viel zu lange Zulassung von Glyphosat in der EU sei ein großer Fehler. Der massenhafte Einsatz von Antibiotika in der Viehzucht habe weitreichende Folgen auf das Gesundheitssystem. In der konventionellen Landwirtschaft sei zudem der enorme Wasserverbrauch unverhältnismäßig, der vor allem zur Fleischproduktion benötigt werde.
Sie rief dazu auf, bessere und nachhaltige Lebensmittel zu kaufen, auch wenn diese teurer seien. Es brauche strengere Gesetze und gerechtere Preise. Vor allem die kleinen Bauern, die nachhaltige Landwirtschaft betreiben, sollten stärker finanziell gefördert werden.
Notbremse in der Bußgeldstelle
Die in der Woche vor der Demo verhängten Bußgelder hatten zu einer bundesweiten medialen Aufmerksamkeit geführt. Als erste Stadt in Baden-Württemberg, möglicherweise in ganz Deutschland, hatte Mannheim Bußgelder gegen Schüler*innen verhängt, denen seitens der Schule vorgeworfen wurde, für die Fridays for Future Demos den Unterricht geschwänzt zu haben. 88,50 Euro hätten die die Schüler*innen laut Bescheid zahlen sollen. 60 Euro Bußgeld, dazu Verwaltungsgebühr und Kosten für die Zustellung.
Gegenüber dem Kommunalinfo erklärte Laura, eine Sprecherin von Fridays for Future, sie halte die von der Schulleiterin des Geschwister-Scholl-Gymnasiums initiierten Bußgelder für politisch motiviert. Keine andere Schulleitung war bisher so vorgegangen. Die Rektorin hatte die Aktivist*innen bei der Ordnungsbehörde angezeigt.
Die Stadt Mannheim zog letztlich die Notbremse und nahm die Bußgeldbescheide kurzfristig am Tag vor der Demo zurück. Beinahe entschuldigend klang die Mitteilung der Stadt: Die Verfahren seien „formal korrekt – aber nicht geboten“. Nach einer erneuten Prüfung habe man festgestellt, „dass die Schule vorab nicht alle Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen ergriffen hatte, die ihr zur Verfügung stehen – insbesondere in diesem nicht klassischen Fall von Schulschwänzen.“
Blamage für die Schulleitung
Damit hatte die Stadt den schwarzen Peter der Schulleiterin zugeschoben, für die die ganze Affäre ziemlich blamabel endete. Für die Stadt Mannheim ist dieses heikle Thema wieder vom Tisch. Beim Aufbau eines modernen, klimafreundlichen Selbstbildes, wäre es kaum förderlich gewesen, als erste Stadt Bekanntheit zu erlangen, die bundesweit Schüler*innen für ihrem Klimaaktivismus bestraft hätte.
Das Geschwister-Scholl-Gymnasium hat nun vielfältige Möglichkeiten, alternativ mit dem formalen Verstoß „Schule schwänzen“ umzugehen. Da wären zum Beispiel Projektwochen zum Thema Nachhaltigkeit, Klimaschutz im Schulalltag, Klassenausflüge zu den Demo oder die Beschäftigung mit ziviliem Ungehorsam anhand ihrer Namensgeber*innen, um nur einige zu nennen.
Fridays für Future – Wie geht es weiter?
Mit der Demo zum Thema Landwirtschaft verabschiedet sich die Mannheimer Gruppe von Fridays für Future in die Sommerpause. Neu war ein Abschlusskonzert auf dem Alten Messplatz und der Lautspecherwagen fuhr erstmals mit Strom. Der Stadtschülerrat hatte sich der Demo angeschlossen und steuerte ein Grußwort bei.
Beim Format „Afternoon for Future“ mit Infoständen und Workshops auf dem Gelände „ALTER“ wurden neue Ideen ausprobiert. Die bei den Kundgebungen angesprochenen Themen konnten inhaltlich vertieft werden, auch wenn sich dort natürlich nicht so viele Schüler*innen beteiligten, wie an den Demonstrationen.
Nach den Sommerferien solle dann weitergestreikt werden, „solange bis die Politik was ändert und wir die Klimakrise verhindern können“, kündigte Laura an.
Fotogalerie
(Alle Fotos: CKI)
Dieser Bericht erschien auch bei Kommunalinfo Mannheim.
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