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Zu erfolgreich: Günstiges GreenCity-Ticket wird eingestellt

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Ein Bus der RNV (Symbolbild) | Foto: M. Schülke

Über 13 Millionen Euro für vergünstigte Gelegenheits- und Zeitfahrscheine sind aufgebraucht. Dem GreenCity-Ticket geht neun Monate zu früh die Puste aus.

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Neben neuen Buslinien, einer dichteren Taktung, besonderen Konditionen für Jobtickets und den Luftlinientarif (eTarif) waren die vergünstigten Gelegenheits- und Zeitfahrkarten die entscheidende Maßnahme, mit denen die Stadt Mannheim seit Anfang letzten Jahres im Rahmen des vom Bund geförderten Projektes „Modellstadt“ Mannheimer*innen zum Umstieg auf den ÖPNV bringen wollte. Mit über 13 Millionen Euro Volumen handelte es sich bei den GreenCity-Gelegenheits- und Zeitfahrscheinen um die finanziell aufwendigste Maßnahme des Projekts, das bis Ende des Jahres 2020 laufen sollte. Nun geht dem GreenCity-Ticket neun Monate zu früh die Luft aus.

Ab kommendem Montag, 30. März, wird das GreenCity-Ticket nun eingestellt.

„Es freut uns, dass eine Vielzahl an Bürgerinnen und Bürger unsere Angebote wahrnehmen und den ÖPNV seit Beginn des Projektes verstärkt nutzen“, sagt Erster Bürgermeister und ÖPNV-Dezernent Christian Specht. Er sieht sich darin bestätigt, dass der „Bedarf richtig erkannt und empfängerorientierte Maßnahmen entwickelt“ wurde. Allerdings führe die hohe Nachfrage dazu, dass das vom Bund für eine der Teilmaßnahmen zur Verfügung gestellte Budget jetzt weitestgehend aufgebraucht sei. Das GreenCity-Ticket könne künftig nicht mehr angeboten werden. „Wir hatten uns frühzeitig bemüht, beim Bund eine Folgefinanzierung zu erreichen, doch bislang leider keine verbindliche Zusage erhalten.“ Diesen Ausfall in Höhe von mehreren Millionen Euro könne die Stadt Mannheim nicht ersetzen.

Alle bereits erworbenen Fahrausweise bleiben bis zum 31. Dezember 2020 gültig und können bis dahin genutzt werden. Bereits bestehende Jahreskartenabonnements laufen ebenfalls regulär weiter, teilt die Verwaltung in einer Presseinformation mit.

Bild: rnv GmbH/Nikola Haubner

Förderung von eTarif wird bis Ende des Jahres fortgesetzt

Der eTarif, der mittels Smartphone-App kilometergenau nur die zurückgelegte Luftlinie zwischen Start und Ziel berechnet, wird im Zuge des Modellstadt-Projekts weiterhin gefördert. „Nach derzeitigem Stand, unter der Prognose eines moderaten Anstiegs der Nachfrage, reichen die Bundesmittel für den vergünstigten eTarif bis zum Ende des Jahres aus“, antwortet eine Stadtsprecherin auf Anfrage.

Für Fahrten innerhalb von Mannheim und Ludwigshafen gilt weiterhin der ermäßigte Grundpreis.

Besseres Angebot statt günstigere Tickets

Seit Beginn der Modellstadt-Maßnahmen sei in Mannheim im Schnitt ein Fahrgastzuwachs von gut 5 Prozent zu verzeichnen. Insbesondere die Angebotsverbesserungen, die im Zuge des Projekts realisiert wurden, zeigen nach Meinung der Verantwortlichen Erfolge. Auf einzelnen Buslinien sollen durch die Taktverbesserung 25 % mehr Fahrgäste unterwegs gewesen sein.

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Dass der Fahrgastzuwachs stattdessen maßgeblich von den günstigeren Fahrpreisen ausgeht, klingt allerdings viel plausibler. Der Preis eines Einzelfahrscheins für Erwachsene wurde beispielsweise um circa ein Drittel reduziert. Plötzlich wurde der ÖPNV erschwinglich. Zur Einführung des GreenCity-Tickets hieß es noch:

Ein wichtiger Baustein des Modellstadt-Projektes bei der Stadt Mannheim ist die Förderung von günstigen ÖPNV-Tickets. Demnach werden ab 1. Januar 2019 in der Großwabe Mannheim/Ludwigshafen sogenannte „GreenCity-Tickets“ zum Verkauf angeboten. Der Einzelfahrschein für einen Erwachsenen beispielsweise reduziert sich hier um circa ein Drittel von regulär 2,60 Euro auf 1,80 Euro. Auch der Preis für die Jahreskarte, zum Beispiel, reduziert sich von bislang 92,20 Euro auf 64,10 Euro.

Dafür spricht auch, dass bei nicht geförderten Tickets enorme Rückgänge verzeichnet würden. So schreibt das Verkehrsdezernat in seiner Pressemitteilung, dass der Verkauf von Monatskarten beispielsweise um 16 Prozent und von Tageskarten, Quadrate-Ticket und Wochenkarten sogar um bis zu 28 Prozent zurückgegangen sei.

Jobticket legt kräftig zu und wird weiter gefördert

Die Nutzung des geförderten Jobtickets stieg hingegen um 22 Prozent. Die Anzahl der Unternehmen, die ein Jobticket anbieten, stieg um 146. Damit profitierten zusätzlich 2400 Beschäftigte von dieser Möglichkeit, darunter auch viele kleine und mittelständische Unternehmen. Erste aktuelle Zahlen deuteten darauf hin, dass der Anstieg der Jobticket-Nutzerinnen und -Nutzer zwischenzeitig sogar noch stärker gewachsen sei. Die Förderung der Arbeitgeber, die sich im Rahmen des Projekts für den Abschluss eines Jobticket-Angebots entschieden haben, habe weiterhin Bestand. „Beim Job-Ticket ist grundsätzlich die Finanzierung bestehender Verträge bis zum Ende der Projektlaufzeit gesichert“, heißt es aus dem Rathaus auf Anfrage.

Statistische Auswirkungen durch Corona-Entwicklung ungewiss

Die Feinstaubbelastung der Luft habe sich reduziert, meldet die Verwaltung. Die Ergebnisse für das Jahr 2019 lagen bei 42 µg/m³ und seien damit im Vergleich zum Jahresmittelwert 2018 um 5 µg/m³ gesunken. Doch wie viele Autofahrer tatsächlich auf den ÖPNV umgestiegen seien, werde erst die wissenschaftliche Evaluation ergeben, die der Bund federführend durchführt, schreibt die Stadt Mannheim.

Alle oben aufgeführten Angaben bezögen sich auf den Zeitraum vor Auftreten des Corona-Virus. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen können die Maßnahmen derzeit nicht mehr bewertet werden. Auch die für März geplante Befragung der Fahrgäste wurde aufgrund des Corona-Virus gestoppt.

Bilder-Galerie

 


Mit Material aus der Pressemitteilung der Stadt Mannheim.

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