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Stadtentwicklung

Starker Protest gegen Luxuspläne der Thor-Gruppe

An die 100 Teilnehmende versammelten sich im Mai zur Protestkundgebung gegen die Luxuspläne des Investors Marcel Hauptenbuchner.

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Zwei Wohnungen sollen einer Luxuswohnung mit 200 Quadratmetern reiner Wohnfläche, 75 Quadratmetern Dachterrasse und einem 11 Quadratmeter großen Pool weichen. Für die derzeitigen Bewohner*innen des Dachgeschosses würde sich ihr Zuhause in Luft auflösen. Diese Pläne liegen dem Mieterverein vor (wir berichteten).

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Demo Dammstraße 19 | Foto: M. Schülke

Gemeinsam mit einem der Bewohner der Dammstraße 19 einigten sich also die Aktiven des „Offenen Stadtteiltreffens Neckarstadt“ (OST) auf eine öffentlichkeitswirksame Kundgebung direkt gegenüber dem Wohnhaus, welche am Freitag, den 21. Mai 2021 trotz Corona-Auflagen mit einer beachtlichen Teilnehmendenzahl stattfand (die Veranstalter*innen sprachen von 150 Teilnehmenden, wir gehen eher von 100 Personen aus, Anm. d. Red.). Sogar mindestens drei Anhänger*innen der Gegenseite hörten aus sicherer Entfernung zu.

Probleme mit der Thor-Gruppe keine Einzelfälle

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Imre Uysal vom Offenen Stadtteiltreffen Neckarstadt | Foto: M. Schülke

In einem eigenen Redebeitrag des Offenen Stadtteiltreffens gleich zu Beginn, fasste Imre Uysal als Redner die wesentlichen Erfahrung der vergangenen Monate und Jahre zusammen. Das Fazit: Die Dreistigkeit der Investoren in städtisch deklarierten Sanierungsgebieten sei kaum zu übertreffen. Es werde nicht berücksichtigt, welche sozialen und finanziellen Folgen sich daraus für die Bewohner*innen solcher Stadtteile ergäben. Er stellte klar, dass das Vorhaben in der Dammstraße 19 keineswegs ein Einzelfall in der Stadtentwicklung sei.

Aufwertung ja, aber für wen und mit allen Mitteln?

Als heuchlerisch werden vom Offenen Stadtteiltreffen die „oberflächlich positiven Bestrebungen von LOS bzw. MWSP“, den Lokalpolitikern von SPD und Grünen (hier sticht der Stadtrat Markus Sprengler hervor, der mit den Investoren u.a. bei „Westwind“ und dem Nachtmarkt am Alten Stromwerk intensiv zusammenarbeitet, Anm. d. Red.) sowie das „Reinemach-Image“ von Hildebrandt & Hees kritisiert. Vordergründig würden die Motive der genannten Akteure als Aufwertung und Verbesserung der Neckarstadt für alle verkauft. Es solle hier hübscher werden, sauberer, freundlicher. Weniger Kriminalität, mehr familienfreundliche Orte. Diese durchaus unterstützenswerte Entwicklung würde aber nicht durch ein schickes Café in der Lutherstraße und auch nicht durch eine Wohnung mit Swimmingpool auf dem Dach erreicht. Diese Ziele sollten laut des Offenen Stadtteiltreffens mit Unterstützung von Anwohner*innen, als auch fachlicher Einbeziehung von Pädagog*innen, Soziolog*innen und Sozialarbeiter*innen erfolgen. Nur so könne eine Veränderung zugunsten der Menschen im Stadtteil stattfinden, die nicht vor allem profitorientiert sei.

Der ganze Redebeitrag des Offenen Stadtteiltreffens

Download: PDF

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Stadtrat Dennis Ulas (Fraktion Li.Par.Tie) | Foto: M. Schülke

Es folgte ein Grußwort von Neu-Stadtrat Dennis Ulas von der Fraktion „Li.Par.Tie“, der seine Solidarität mit den Bewohner*innen der Dammstraße 19 zum Ausdruck brachte und sich hinsichtlich der derzeitigen Entwicklungen in der Neckarstadt besorgt zeigte. Er schloss sich den Inhalten des Vorredners an und betonte die Bedeutung von Bürgerinitiativen im Stadtteil.

Ulas war an diesem Tag der einzige Vertreter der Stadtpolitik, der spontan das Wort ergriff. Eine Bezirksbeirätin der Grünen aus der Neckarstadt-Ost verfolgte die Kundgebung aufmerksam, ebenso wie aus der Ferne einige Neckarstädter CDU-Mitglieder, die das Treiben der Investoren befürworten.

Zusammenlegung zweier Wohnungen ist keine Schaffung neuen Wohnraums

Dritter Redner am frühen Freitagabend war Gabriel Höfle vom Mieterverein Mannheim, zunächst mit einem Hoffnungsschimmer den erwähnten Bauantrag betreffend. Denn dieser könne nach Analyse der Rechtsanwälte des Mietervereins „gar nicht so einfach realisiert werden“.

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Der ganze Redebeitrag von Gabriel Höfle als Audio

Weiter kritisierte er die Stadtverwaltung, die Mieterhöhungen nicht, wie in sogenannten Abwendungsvereinbarungen festgelegt, prüfe, denn viele Mieterhöhungen seien schlichtweg nicht rechtens gewesen.

Mieten bei Neueinzug wahrscheinlich häufig rechtswidrig

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Gabriel Höfle, Vorsitzender Mieterverein Mannheim | Foto: M. Schülke

Höfle wies darauf hin, dass auch bei Neueinzug in eine modernisierte Wohnung aufgrund der Mietpreisbremse nicht eine beliebige Miete verlangt werden könne. Wer neu in ein Haus der Thor-Gruppe (Hausverwaltung: Hildebrandt & Hees) eingezogen sei, solle unbedingt seine Miete auf Rechtmäßigkeit prüfen lassen. Ein geschilderter Fall, dass Neumieter die doppelte Miete wie der Altmieter zahle, sei der rechtlichen Auffassung des Mietervereins nach rechtswidrig.

Als Skandal bezeichnete er es, dass die Stadt Mannheim in einem Sanierungsgebiet und Stadtteil, das unter das Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt“ fällt, einen Privatinvestor gleichsetze mit einer kommunalen Wohnungsbaufgesellschaft. „Das ist ein Unding!“ empörte sich der Mietervereinsvorsitzende.

Stadt beschreibt Verdrängung auf Kosten der alteingesessenen Neckarstädter

Er kritisierte, dass die Lokale Stadterneuerung einerseits behaupte, es gäbe aktuell keine Gentrifizierung in der Neckarstadt-West, aber einen Absatz später schreibe, dass sich einige zukünftig diese Wohnungen nicht mehr leisten könnten, aber es neue Zuzüge gäbe. „Man widerspricht sich eigentlich selbst und beschreibt genau das, was hier aktuell stattfindet: Verdrängung auf Kosten der alteingesessenen Neckarstädter“, schloss er seinen Vortrag.

Ein betroffener Mieter meldet sich zu Wort

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Der betroffene Mieter Toralf Hauspurg | Foto: M. Schülke

Darauf ging auch Toralf Hauspurg in seiner Rede ein. Er ist ein Bewohner des Hauses in der Dammstraße 19, der von dem Luxusumbau im Dachgeschoss konkret selbst betroffen wäre. Seine Wohnung ist eine der beiden, die diesem Bauvorhaben zum Opfer fallen würden. Herr Hauspurg ging emotional auf seine Situation und persönliche Betroffenheit ein. Es sei für ihn sehr belastend, sich vorstellen zu müssen, aus seinem Zuhause vertrieben zu werden. Mit einer derartigen Machenschaft konfrontiert zu sein, habe er sich niemals vorstellen können. Außerdem teilte er die Ergebnisse seiner eigenen Recherchen zu den Mechanismen und Hintergründen des Unternehmens Hildebrandt & Hees mit und verdeutlichte, wie eng vernetzt politische und unternehmerische Gestalter in der Neckarstadt seien und wie eben diese eindeutig und zweifelsfrei allein auf Profite abzielten.

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Demo Dammstraße 19 | Foto: M. Schülke

Weit verbreitete Sorge wegen steigender Mieten

Wie bei der Kundgebung feststellbar war, gibt es von Seiten der Bürger*innen der Neckarstadt großes Interesse an den aktuellen Geschehnissen rund um die Dammstraße 19, die nur die Spitze des Eisbergs bilden. Unter den gut 150 Teilnehmer*innen der Kundgebung waren neben den Aktivist*innen des Offenen Stadtteiltreffens und den Bewohner*innen der Dammstraße 19 selbst, auch Vertreter*innen der Interventionistischen Linken, der Bürgerinitiative FairMieten, des Linken Zentrums „Ewwe Longt’s“, des Hausprojekts Viertel 8, des Mieterverein Mannheim, des Mietshäusersyndikates Mannheim (v.a. bekannt durch die Wohnprojekte auf Turley) und viele weitere interessierte Menschen aus dem Stadtteil präsent.

Foto-Galerie:

Quellen: Eigene Recherche, Nachbericht des Offenen Stadtteiltreffens (OST) Neckarstadt

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