Hintergrund sind die zahlreichen Immobilienkäufe Marcel Hauptenbuchners auch in der Neckarstadt-West. Er gilt als das Gesicht der Gentrifizierung in Mannheim.
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Das Gelände am Rande der Neckarstadt-West wurde 2019 von einer Gesellschaft um Marcel Hauptenbuchner gekauft. In dem Kulturdenkmal soll in den nächsten Jahren ein „kreativwirtschaftlicher Campus“ für über 12 Millionen Euro entstehen. Derzeit findet auf dem Gelände der sogenannte „Nachtmarkt“ mit Live-Musik und DJs für Partyhungrige statt. Auch ein Corona-Schnelltestzentrum eines Betreibers aus der Event-Szene ist dort angesiedelt.
Die Kritik der Stadtteilinitiative entlädt sich am Investor Marcel Hauptenbuchner, der in den letzten zwei bis drei Jahren insgesamt 46 Miethäuser in der Neckarstadt-West aufgekauft, renoviert und die Wohnungen dann für bis zu 14 Euro pro Quadratmeter kalt weitervermietet hat. Zwei Wohnungen wurden in Gewerbeflächen für die Gastronomie umgewandelt. Das OST spricht auch deshalb von einer „Gastrofizierung“ – eine Wortschöpfung aus Gastronomie und Gentrifizierung. Bereits im Jungbusch wurden circa 25 Häuser samt Ladenflächen aufgekauft, was dazu beigetragen hat, dass es kaum noch möglich ist, bezahlbaren Wohnraum dort zu finden.
Angebliche „soziale Kontrolle“ durch Party-Gastronomie
Das Stromwerk solle dabei als Vehikel dienen, um die Feiermeile vom Jungbusch in die Neckarstadt-West zu verlagern. Durch Events wie dem „Nachtmarkt“ oder der „Sommerbühne“ solle der Partytourismus in der Neckarstadt-West weiter vorangetrieben und somit angeblich der Jungbusch als Feiermeile entlastet werden. Von dieser „Aufwertung“ des Stadtteils profitiere vor allem der Immobilieninvestor Hauptenbuchner in hohem Maße, während die Leidtragenden erneut die Menschen seien, die hier wohnten und arbeiteten und sich bewusst für ein bezahlbares Wohngebiet statt einer Partymeile mit überteuerten Mieten entschieden hätten.
Die in letzter Zeit höher werdende Lärmbelästigung ist bereits jetzt ein Thema in der Neckarstadt-West. Anwohner*innen berichten von „Pilgergruppen“ entlang der Mittelstraße in Richtung Stromwerk.
„Kein Halten mehr“ – Party als gäbe es keine Delta-Variante
Zum New Talents Festival, das Mitte Juli auf dem Gelände stattfand, schrieb der Mannheimer Morgen, dass „die Besucher des Nachtmarkts am Stromwerk kein Halten mehr“ kannten. „Sie stehen nah an der Bühne und tanzen ausgelassen zur Musik“, heißt es weiter. Laut der Webseite der städtischen Wirtschaftsförderung „NEXT Mannheim“ war das wohl kein Problem, denn „durch das Hygienekonzept auf dem Gelände, das auch während des Nachtmarkts am Stromwerk umgesetzt wird, wird ein negativer Coronatestnachweis nicht benötigt.“ Bereits im Juni zur Wiedereröffnung des „Nachtmarkts“ fiel das Partygelände durch Missachtung des Tanzverbots der Corona-Verordnung auf. Sanktionieren wollte dies die Ordnungsbehörde jedoch nicht. Zuviel Aufwand, das Videomaterial zeitlich einzuordnen.
Apropos „NEXT Mannheim“: Vor kurzem stand der Geschäftsführer dieser städtischen Tochtergesellschaft zusammen mit dem Grünen-Stadtrat und Hauptenbuchner-Vertrauten Markus Sprengler beim „Nachtmarkt“ als Musiker auf der Bühne (s. Bild unten). Man kennt sich, man hilft sich, man fördert einander.
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Das Stromwerk sei jedoch nur eines von vielen Negativbeispielen einer größer und langfristig angelegten Umstrukturierung des Stadtteils, schreibt die Stadtteilinitiative weiter. Durch „hippe“ Gastronomie und Kulturangebote solle das Image der Neckarstadt „künstlich aufgehübscht“ werden. Gleichzeitig werde durch die vorgegaukelte Steigerung der Attraktivität des Stadtteils und der damit verbundenen höheren Mieten ein wohlhabendes Klientel angezogen, während die unterdurchschnittlichen Einkommensschichten verdrängt würden.
Boykott zielt nicht auf Kulturschaffende
Im August soll eine Konzertreihe unter dem Titel „Stromwerk Sommerbühne“ am ehemaligen „Städtischen Elektrizitätswerk Mannheim Industriehafen“ in der Neckarstadt-West stattfinden. Angekündigt sind bereits viele bekannte Künstler*innen.
Das Offene Stadtteiltreffen schreibt dazu:
Gleichzeitig ist uns auch bewusst, dass die Kulturschaffenden ein hartes Jahr hinter sich haben und deshalb auf Auftritte angewiesen sind. Unsere Kritik richtet sich deshalb nicht gegen den Veranstaltenden der Konzertreihe oder die Kunstschaffenden, sondern explizit gegen die Hintermänner und Strukturen des Veranstaltungsortes.
Durch Veranstaltungen dieser Art versuche Marcel Hauptenbuchner einen Imagewandel zu erwirken, den er durch sein einseitiges Vorgehen im Jungbusch und der Neckarstadt-West bitter nötig habe. Denn für ihn und seine Mitgesellschafter in den zahlreichen neugegründeten Unternehmen zähle vor allem der persönliche Profit.
Boykottaufruf und Aufklärung
Im Rahmen dieser Kampagne will das OST über die Sozialen Medien aber auch vor Ort die Öffentlichkeit über die Hintergründe der Entwicklungen informieren. Sie veranstalten unter anderem am 6. August gemeinsam mit dem „Ewwe longt’s“ ein Sommerkino am Neumarkt und rufen für den 13. August zum nächsten Offenen Stadtteiltreffen auf. Dort sollen weitere Aktionen geplant werden.
Wir möchten keine weitere Gastrofizierung unseres Stadtteils zugunsten des Partytourismus, sondern einen zugänglichen Lebens- und Wohnraum für alle Anwohnenden, unabhängig von Herkunft und Einkommen! Wenn schon Aufwertung, dann für alle!
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Hintergrund sind die zahlreichen Immobilienkäufe Marcel Hauptenbuchners auch in der Neckarstadt-West. Er gilt als das Gesicht der Gentrifizierung in Mannheim.
Das Gelände am Rande der Neckarstadt-West wurde 2019 von einer Gesellschaft um Marcel Hauptenbuchner gekauft. In dem Kulturdenkmal soll in den nächsten Jahren ein „kreativwirtschaftlicher Campus“ für über 12 Millionen Euro entstehen. Derzeit findet auf dem Gelände der sogenannte „Nachtmarkt“ mit Live-Musik und DJs für Partyhungrige statt. Auch ein Corona-Schnelltestzentrum eines Betreibers aus der Event-Szene ist dort angesiedelt.
Die Kritik der Stadtteilinitiative entlädt sich am Investor Marcel Hauptenbuchner, der in den letzten zwei bis drei Jahren insgesamt 46 Miethäuser in der Neckarstadt-West aufgekauft, renoviert und die Wohnungen dann für bis zu 14 Euro pro Quadratmeter kalt weitervermietet hat. Zwei Wohnungen wurden in Gewerbeflächen für die Gastronomie umgewandelt. Das OST spricht auch deshalb von einer „Gastrofizierung“ – eine Wortschöpfung aus Gastronomie und Gentrifizierung. Bereits im Jungbusch wurden circa 25 Häuser samt Ladenflächen aufgekauft, was dazu beigetragen hat, dass es kaum noch möglich ist, bezahlbaren Wohnraum dort zu finden.
Angebliche „soziale Kontrolle“ durch Party-Gastronomie
Das Stromwerk solle dabei als Vehikel dienen, um die Feiermeile vom Jungbusch in die Neckarstadt-West zu verlagern. Durch Events wie dem „Nachtmarkt“ oder der „Sommerbühne“ solle der Partytourismus in der Neckarstadt-West weiter vorangetrieben und somit angeblich der Jungbusch als Feiermeile entlastet werden. Von dieser „Aufwertung“ des Stadtteils profitiere vor allem der Immobilieninvestor Hauptenbuchner in hohem Maße, während die Leidtragenden erneut die Menschen seien, die hier wohnten und arbeiteten und sich bewusst für ein bezahlbares Wohngebiet statt einer Partymeile mit überteuerten Mieten entschieden hätten.
Die in letzter Zeit höher werdende Lärmbelästigung ist bereits jetzt ein Thema in der Neckarstadt-West. Anwohner*innen berichten von „Pilgergruppen“ entlang der Mittelstraße in Richtung Stromwerk.
Dass schicke Gastronomie wie vom Investor behauptet „soziale Kontrolle“ ausüben solle, bezeichnet das OST als schlechten Scherz und verweist auf die aktuelle Situation im absolut überlasteten Jungbusch (Anm. d. Red.: Stadt erlässt nächtliches Alkoholverkaufs-, -konsum- und -mitführverbot sowie Lautsprecherverbot im Jungbusch).
„Kein Halten mehr“ – Party als gäbe es keine Delta-Variante
Zum New Talents Festival, das Mitte Juli auf dem Gelände stattfand, schrieb der Mannheimer Morgen, dass „die Besucher des Nachtmarkts am Stromwerk kein Halten mehr“ kannten. „Sie stehen nah an der Bühne und tanzen ausgelassen zur Musik“, heißt es weiter. Laut der Webseite der städtischen Wirtschaftsförderung „NEXT Mannheim“ war das wohl kein Problem, denn „durch das Hygienekonzept auf dem Gelände, das auch während des Nachtmarkts am Stromwerk umgesetzt wird, wird ein negativer Coronatestnachweis nicht benötigt.“ Bereits im Juni zur Wiedereröffnung des „Nachtmarkts“ fiel das Partygelände durch Missachtung des Tanzverbots der Corona-Verordnung auf. Sanktionieren wollte dies die Ordnungsbehörde jedoch nicht. Zuviel Aufwand, das Videomaterial zeitlich einzuordnen.
Apropos „NEXT Mannheim“: Vor kurzem stand der Geschäftsführer dieser städtischen Tochtergesellschaft zusammen mit dem Grünen-Stadtrat und Hauptenbuchner-Vertrauten Markus Sprengler beim „Nachtmarkt“ als Musiker auf der Bühne (s. Bild unten). Man kennt sich, man hilft sich, man fördert einander.
Das Stromwerk sei jedoch nur eines von vielen Negativbeispielen einer größer und langfristig angelegten Umstrukturierung des Stadtteils, schreibt die Stadtteilinitiative weiter. Durch „hippe“ Gastronomie und Kulturangebote solle das Image der Neckarstadt „künstlich aufgehübscht“ werden. Gleichzeitig werde durch die vorgegaukelte Steigerung der Attraktivität des Stadtteils und der damit verbundenen höheren Mieten ein wohlhabendes Klientel angezogen, während die unterdurchschnittlichen Einkommensschichten verdrängt würden.
Boykott zielt nicht auf Kulturschaffende
Im August soll eine Konzertreihe unter dem Titel „Stromwerk Sommerbühne“ am ehemaligen „Städtischen Elektrizitätswerk Mannheim Industriehafen“ in der Neckarstadt-West stattfinden. Angekündigt sind bereits viele bekannte Künstler*innen.
Das Offene Stadtteiltreffen schreibt dazu:
Durch Veranstaltungen dieser Art versuche Marcel Hauptenbuchner einen Imagewandel zu erwirken, den er durch sein einseitiges Vorgehen im Jungbusch und der Neckarstadt-West bitter nötig habe. Denn für ihn und seine Mitgesellschafter in den zahlreichen neugegründeten Unternehmen zähle vor allem der persönliche Profit.
Boykottaufruf und Aufklärung
Im Rahmen dieser Kampagne will das OST über die Sozialen Medien aber auch vor Ort die Öffentlichkeit über die Hintergründe der Entwicklungen informieren. Sie veranstalten unter anderem am 6. August gemeinsam mit dem „Ewwe longt’s“ ein Sommerkino am Neumarkt und rufen für den 13. August zum nächsten Offenen Stadtteiltreffen auf. Dort sollen weitere Aktionen geplant werden.
schließt der öffentliche Aufruf des OST.
Auch der Mannheimer Morgen berichtet über den Boykottaufruf.
Quellen: Pressemitteilung des Offenen Stadtteiltreffens Neckarstadt, next-mannheim.de, Mannheimer Morgen, eigene Recherchen
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