Stadtentwicklung

Ehemaliges ALTER-Gelände: Planen nach dem Prinzip Hoffnung

Die Verzögerungen beim Forum Deutsche Sprache bremsen die Neugestaltung des Alten Messplatzes Süd aus. Zudem wachsen die Probleme auf der ungenutzten Fläche.

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Baubürgermeister Ralf Eisenhauer eröffnete die Veranstaltung mit einem Dank an die Bürger*innen, die sich rege am Beteiligungsprozess zur Neugestaltung des Alten Messplatzes Süd beteiligt hatten. Der Planungsprozess sei bereits seit 2022 im Gange, wobei die Bürger*innen sowohl durch Online-Beteiligungen als auch durch mehrere vor Ort stattfindende Workshops eingebunden waren. Aus insgesamt drei Entwurfsvarianten entstand schließlich eine weiterentwickelte Planung, die das beauftragte Landschaftsarchitekturbüro bhmp den zahlreich erschienenen Interessierten vorstellte. Die in den vorherigen Workshops eingebrachten Anregungen waren in den Vorzugsentwurf eingeflossen und bestmöglich berücksichtigt worden, hieß es vor Ort.

Nach Eisenhauers Einleitung übernahmen abwechselnd ein Planungsbüro, städtische Mitarbeiter*innen oder der Landschaftsarchitekt Christian Wild die Moderation und präsentierten die erarbeiteten Pläne. Helga Dieringer von der städtebaulichen Planung der Stadt Mannheim, erläuterte zunächst die wesentlichen Anpassungen und die Bedeutung des Projekts für die Stadtentwicklung. Anhand von Handouts und mehrfarbigen Bodenmarkierungen konnten die Anwesenden den bisherigen Planungsverlauf und die künftige Platzgestaltung nachvollziehen. An den Stellen, wo Bänke, Bäume, Grünflächen, eine Treppe, Sitzstufen und eine Rampe geplant sind, hatte das Landschaftsarchitekturbüro Markierungen aufgesprüht, um den Teilnehmenden die genaue Platzaufteilung zu verdeutlichen.

Vorstellung der Entwurfspläne

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Landschaftsarchitekt Christian Wild (r.) erklärt detailliert, was auf der Brachfläche entstehen könnte | Foto: M. Schülke

Der detaillierte Entwurf der beauftragten Landschaftsarchitekten fokussiert sich vor allem auf die Schaffung eines barrierefreien Zugangs zum Neckarvorland, die Entsiegelung großer Flächen und die Anlage neuer Grünbereiche. Eine multifunktionale Platzfläche soll zudem für kleinere Veranstaltungen genutzt werden können. Besonders hervorgehoben wurden die geplanten Terrassenanlagen, die sich zum Neckar hin erstrecken und aus ineinander verschachtelten Sitzstufen bestehen. Diese bieten Aufenthaltsmöglichkeiten für alle Altersgruppen und sollen durch Bepflanzungen Schatten und Aufenthaltsqualität verbessern.

Von der Bushaltestelle in der Dammstraße soll es eine direkte, barrierefreie Verbindung zur darunterliegenden Sitzlandschaft, zu den Terrassen und zum Neckarvorland geben. Eine zusätzliche Ampelquerung über die Dammstraße soll zukünftig einen barrierefreien Zugang vom nördlichen Teil des Alten Messplatzes schaffen.

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30 grüne Schirme sollten die geplanten Baumpflanzungen symbolisieren | Foto: M. Schülke

Ein zentraler Aspekt des Entwurfs ist die geplante Bepflanzung des Platzes. Insgesamt sollen dort 30 Bäume gepflanzt werden, um den Platz grüner und lebenswerter zu gestalten. Eine symbolische Regenschirm-Aktion wurde durchgeführt, um den Teilnehmenden die zukünftigen Baumstandorte zu veranschaulichen. Mit 30 grünen Regenschirme durften sie die vorgesehenen Pflanzpunkte markieren. Zusätzlich zu den Baumpflanzungen sollen weitere Grünflächen entstehen, die in Kombination mit befestigten Bereichen vielseitige Nutzungsmöglichkeiten bieten.

Unterhalb des sogenannten Stadtbalkons soll eine Wand von acht mal drei Metern als legale Graffiti-Fläche zur Verfügung gestellt werden, während zwei Schrägen zum Skaten genutzt werden können. In der Nähe der neuen ALTER-Fläche ist eine neue öffentliche Toilette geplant.

Bürger*innen fragen zu unerfüllten Vorschlägen

Obwohl der Entwurf viele Anregungen der Bürger*innen berücksichtigt, führte die Nichtumsetzung einiger Vorschläge zu Nachfragen. Insbesondere die Verkehrsberuhigung der Dammstraße war ein wiederkehrendes Thema. Diese wurde aufgrund der hohen Verkehrsbelastung nicht in den Entwurf aufgenommen, was bei den Teilnehmenden für Unmut sorgte. Die Stadtverwaltung verwies jedoch auf die Komplexität der Verkehrsplanung und die Rolle der Dammstraße als wichtige Verkehrsachse.

Auch wurde die Frage aufgeworfen, wie die Anwohner*innen weiterhin in den Planungsprozess eingebunden werden. Die Vertreter des Planungsbüros sicherten zu, dass es weitere Beteiligungsrunden geben werde, in denen die Bürger*innen erneut Vorschläge einbringen könnten.

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In einer Pressemitteilung stellte die Stadt später aber klar, dass mit der Vorstellung der überarbeiteten Planung die Bürgerbeteiligung nun beendet sei. Voraussichtlich noch in diesem Jahr sollen die Pläne dem zuständigen Ausschuss für Umwelt und Technik zum Grundsatzbeschluss vorgelegt werden.

Bauverzögerungen und die Zukunft des Forums Deutsche Sprache

Das zentrale Thema der Veranstaltung waren die Bauverzögerungen des Forums Deutsche Sprache (FDS), die nicht nur den Beginn der Bauarbeiten, sondern auch die Umgestaltung des Alten Messplatzes Süd verzögern. Ursprünglich sollte bereits 2023 die Baustelle des Forums eingerichtet werden, doch fehlt aktuell ein zweistelliger Millionenbetrag zur Finanzierung. Ohne diesen kann der Bau nicht beginnen. Da der Platz als Baustelleneinrichtung für das Forum genutzt werden muss, liegt die Neugestaltung des Platzes bis auf Weiteres auf Eis. „Wir können uns nicht vorstellen, dass auf einem frisch hergestellten Platz plötzlich Baustelleneinrichtungen sind.“ Das sei nicht sinnvoll, erklärte Helga Dieringer entsprechend.

Diese Verzögerungen rufen große Unzufriedenheit bei den Anwohner*innen hervor. Dennis Ewert, ein Vertreter der SPD in der Neckarstadt-Ost, brachte den Unmut der Bürger*innen zum Ausdruck: „Es kann nicht sein, dass der Platz bis 2027 ungenutzt bleibt.“ Er forderte, dass Übergangslösungen gefunden werden, um die Aufenthaltsqualität auf dem Platz zu verbessern, solange der Bau des Forums nicht beginnt. Die Stadtverwaltung gab an, dass sie Übergangslösungen prüfe, jedoch noch keine konkreten Maßnahmen benennen könne.

Verkehrsberuhigung: Auch nach 2027 noch fraglich

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurde erneut die geplante Verkehrsberuhigung der Dammstraße thematisiert. Der Zeitrahmen für die Umsetzung bleibt ungewiss, doch es wurde deutlich, dass eine umfassende Verkehrsberuhigung frühestens ab 2027 möglich sei. Der Vertreter der Stadtverwaltung betonte, dass die Verkehrsführung derzeit nicht geändert werden könne, da die Dammstraße eine der Hauptverkehrsadern der Neckarstadt sei und als solche unverzichtbar bleibe.

Ein Teilnehmer fragte, ob bis dahin zumindest temporäre Maßnahmen möglich seien, um den Verkehr zu beruhigen. Doch auch hier machte die Stadtverwaltung wenig Hoffnung: Kurzfristige Lösungen seien nicht in Sicht, da es sich bei der Dammstraße um eine wichtige Landesstraße handele, die täglich von Tausenden von Fahrzeugen befahren werde.

Zunehmende Kriminalität als ungelöstes Problem

Neben den städtebaulichen und verkehrlichen Fragen wurde das Thema Kriminalität auf der aktuellen Brachfläche angesprochen. Pünktlich zur Veranstaltung war im Mannheimer Morgen ein Interview mit den Vorsitzenden des ALTER-Trägervereins erschienen, der die Probleme drastisch schilderte. Jemand verwies auf die zunehmende Kriminalität und den Drogenhandel, der insbesondere auf der südlichen Platzhälfte des Messplatzes beobachtet werde. Die Stadtverwaltung räumte ein, dass das Kriminalitätsproblem bekannt sei, es jedoch nicht in ihren direkten Zuständigkeitsbereich falle. Die Polizei und Sozialarbeiter seien vor Ort aktiv, um die Situation zu entschärfen, doch konkrete Lösungsansätze gebe es derzeit nicht. Es wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass eine umfassende Lösung dieses Problems eine übergreifende Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Behörden erfordere.

Planungen im luftleeren Raum

Die Veranstaltung zur Neugestaltung des Alten Messplatzes Süd fand unter schwierigen Vorzeichen statt. Zwar wurden detaillierte Entwurfspläne für die Platzmitte präsentiert, doch bleibt unklar, wann und ob das Forum Deutsche Sprache überhaupt noch gebaut wird. Ohne den Beginn dieser Bauarbeiten bleiben die vorgestellten Pläne ein Gedankenspiel, das vorerst nicht in die Tat umgesetzt werden kann. Statt sich auf unsichere Zukunftsplanungen zu konzentrieren, wäre es sinnvoller, sich stärker mit der Zwischenzeit bzw. den aktuellen Verhältnissen zu beschäftigen und kurzfristige Lösungen zu finden. Insbesondere das Projekt ALTER bräuchte dringend Planungssicherheit, falls der gemeinnützige Verein die Fläche in der Zwischenzeit wieder sinnvoll nutzen sollte. Auch die Anwohner*innen fordern konkrete Maßnahmen, um den Platz in den kommenden Jahren attraktiv zu gestalten, bevor das Forum Deutsche Sprache fertiggestellt ist. Bis dahin bleibt der Alte Messplatz Süd eine brachliegende Fläche, deren Potenzial ungenutzt bleibt oder sogar zu einem kriminalitätsbelasteten Ort verkommt. Und an einen Plan B, falls das Forum komplett ausfällt, will die Stadt gar nicht erst denken.

Quellen: Reporter vor Ort, eigene Recherchen, Pressemitteilung der Stadt Mannheim