Stadtentwicklung

Frust statt Fortschritt am Alten Messplatz Süd

Sicherheitsfragen und Projektverzögerungen prägen die Debatte im Bezirksbeirat Neckarstadt-Ost über die Zukunft des Alten Messplatzes Süd.

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Angelika Schmitt vom Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung eröffnete den ersten Tagesordnungspunkt des Abends mit einem Überblick zu den bisherigen Planungen bis hin zur Informationsveranstaltung, die kürzlich vor Ort stattfand. Anhand der Nachfragen zeigte sich, wer aus dem Bezirksbeirat es zum Vororttermin geschafft hatte und somit den letzten Stand schon kannte, und wer nun zum ersten Mal vom aktuellen Projektstatus hörte.

Ehemaliges ALTER-Gelände: Planen nach dem Prinzip Hoffnung

David Linse, persönlicher Referent des Oberbürgermeisters, informierte weiterführend zu mehreren Projekten: Das Einraumhaus hat nun seinen Platz gefunden auf der nördlichen Platzhälfte neben dem Platzhaus, und das Fundament wurde kürzlich ausgehoben. Für das Projekt ALTER betonte Linse, dass die Stadt weiterhin fest hinter POW e.V. steht, der das Projekt organisiert und vielfältige Nutzungen des Platzes ermöglicht. Beim Forum Deutsche Sprache verzögert sich der Baubeginn weiterhin; offene Finanzierungsfragen bestehen noch zwischen der Klaus Tschira Stiftung und dem Institut für Deutsche Sprache. Trotz des großen öffentlichen Interesses und der andauernden Hängepartie sind konkrete Baumaßnahmen für das Forum Deutsche Sprache aktuell nicht absehbar – die Stadt will sich und den Projektpartnern da auch nicht in die Karten schauen lassen.

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Angelika Schmitt (Mitte) und Harald Thiele (l.) vom Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung, daneben Ralf Mohr vom Polizeirevier Neckarstadt | Foto: M. Schülke

Sicherheitskonzept und Herausforderungen für die Polizei

Erster Polizeihauptkommissar Ralf Mohr sprach über die Sicherheitslage und den Umgang mit dem Drogenhandel, der sich seit Langem am Alten Messplatz etabliert hat. Er bekräftigte, dass die Polizei den Drogenhandel aktiv bekämpfen möchte, ohne eine Verdrängung in andere Stadtteile herbeizuführen. „Cannabis ist auf dem Platz stark verbreitet, und der Handel damit bleibt weiterhin strafbar“, erklärte Mohr. Weiterhin sagte er zur Videoüberwachung, dass „die südliche Platzhälfte in den Bereich der Videoüberwachung fällt“, jedoch nicht flächendeckend erfasst wird.

Zudem erklärte Mohr, dass der bisherige Revierleiter Müller sich im Resturlaub vor seinem Ruhestand befinde und der neue Revierleiter, Christian Zacherle, Anfang November seinen Dienst antreten werde (wir berichteten).

Planerische Details zur Platzgestaltung

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Übersicht der gesamten Fläche | Bild: Stadt Mannheim / bhmp

Harald Thiele vom Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung erläuterte die Zielvorstellungen der Platzgestaltung: Durch klare Sichtachsen und offene Flächen soll das Gelände sicherer und übersichtlicher werden. Büsche und Sträucher, die Verstecke bieten könnten, sind aus diesem Grund nicht vorgesehen. Stattdessen setzt die Stadt auf hohe Kronendächer, die Schatten spenden und zugleich eine gute Sicht ermöglichen. Thiele betonte, dass „der Platz nicht für eine monofunktionale Nutzung vorgesehen ist“, sondern ein Konzept verfolgt wird, das eine flexible Nutzung ermöglicht und den Platz offen und sicher gestaltet.

Eine wichtige Neuigkeit betrifft die Umgestaltung des angrenzenden Neckarvorlands, dessen Start laut vorgestelltem Zeitplan ab Oktober 2025 vorgesehen ist.

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Reaktionen und Perspektiven der Anwesenden

Mehrere Mitglieder des Bezirksbeirats äußerten Bedenken und machten Vorschläge. Roswitha Henz-Best (CDU) nannte die Planungen „einen guten Kompromiss“, merkte jedoch an, dass das Drogenproblem seit 15 bis 20 Jahren am Platz bestehe. Sie fragte, ob die neue Gestaltung des Platzes tatsächlich eine Verbesserung bringen könne und wünschte sich außerdem zusätzliche Fahrradabstellmöglichkeiten für eine bessere Zugänglichkeit.

Sascha Brüning (SPD) äußerte den Verdacht, dass die Stadtverwaltung bereits früher über die Verzögerungen beim Forum Deutsche Sprache informiert war. Die Stadtvertreter wiesen diesen Verdacht jedoch mit großer Empörung zurück. Er kritisierte den aktuellen Zustand des Alten Messplatzes und bezeichnete ihn als „unwürdiges Tor zum Stadtteil“.

Dennis Ewert (SPD), Vertreter des Aktionsbündnisses Alter Messplatz, äußerte scharfe Kritik an der Verwaltung. Er betonte, dass Familien und Kinder den Platz zunehmend meiden, was die soziale Vielfalt bedrohe. Ewert forderte ein stärkeres Engagement der Verwaltung, um die Vielfalt und das Engagement vor Ort zu fördern.

Julia Aliçka, Vorsitzende von POW e.V., wandte sich gegen die Konzentration auf die Kriminalität am Platz und sprach von einem negativen „Framing“. „Es geht um den Platz in der Mitte“, sagte Aliçka und eben nicht um die ALTER-Fläche. Sie erklärte, dass das Projekt ALTER nicht nur aus Partys besteht, sondern auch erfolgreich mit obdachlosen Menschen arbeite. Sie betonte, dass das Projekt täglich in Kontakt mit Drogenhändler_innen am Platz sei und Erfolge verzeichne. Jedoch erschwerten die fehlende Beleuchtung und das Fehlen öffentlicher Toiletten die Nutzung durch Besucher_innen und die Arbeit von POW e.V.

Ausblick und offene Fragen

David Linse berichtete, dass die Stadt kurzfristige Maßnahmen prüfe, um die Sicherheitslage durch soziale Kontrolle zu verbessern, und versicherte, dass die Verwaltung weiter an Konzepten zur positiven Nutzung des Platzes arbeitet. Bürgermeister Dirk Grunert erwähnte abschließend, dass „die Probleme am Alten Messplatz schon vor dem Umzug des Projekts ALTER“ bestanden hätten und dass die Verwaltung eine langfristige Entwicklung anstrebe.

Der genaue Start für das Forum Deutsche Sprache bleibt ungewiss und sorgt für Unmut in der Neckarstadt. Alles hängt an diesem Projekt, und die Stadt bleibt trotz der fortdauernden Hängepartie auf das Forum Deutsche Sprache eingeschworen – eine Zumutung, die für Anwohner*innen und Projektbeteiligte zunehmend unerträglich wird.

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