Neue Sanierungspläne für die Multihalle sorgten im Hauptausschuss für hitzige Debatten. Update: Gemeinderat stimmt dafür.
Werbung
Oberbürgermeister Specht eröffnete den Tagesordnungspunkt mit einer eindringlichen Beschreibung der Multihalle als „herausragendes Kulturdenkmal“ und „Architektur-Ikone“. Das Gebäude sei ein unverzichtbarer Teil des Herzogenriedparks und ein Alleinstellungsmerkmal Mannheims. Specht wies darauf hin, dass das Bauwerk ursprünglich für die Bundesgartenschau 1975 als temporäre Konstruktion errichtet wurde und heute internationale Aufmerksamkeit genießt.
„Ein Projektabbruch würde uns eine teure Bauruine mitten im Herzogenriedpark hinterlassen“
„In Architekturzeitungen und Büchern sind wir als Mannheim durch dieses Bauwerk bekannt“, betonte Specht. Doch der finanzielle Druck mache Anpassungen nötig. Die Stadt habe daher entschieden, die Sanierung in zwei Bauabschnitten zu realisieren. Zunächst soll die Große Halle saniert werden, während die Kleine Halle vorerst zurückgestellt werde. „Ein Projektabbruch würde uns eine teure Bauruine mitten im Herzogenriedpark hinterlassen“, warnte Specht. Außerdem müssten dann bereits bewilligte Fördermittel zurückgezahlt werden.
Eisenhauer: „Die Multihalle ist ein architektonisches Meisterwerk“
Bürgermeister Eisenhauer ging detailliert auf die Baupläne und die aktuelle Lage ein. Er beschrieb die Multihalle als „spektakuläre Architektur“, die sich jedem erschließe, der sie besichtigt. Der bisherige Baufortschritt umfasse die Bodenplatte und Tragwerkstrukturen, die bereits abgenommen seien. Als nächstes stehe die Errichtung eines Raumgerüsts an, um die Sanierung des Dachs und des Holzgitterschalensystems zu ermöglichen.
Eisenhauer erklärte, dass die Aufteilung in zwei Bauabschnitte notwendig sei, um den finanziellen Belastungen für die Stadt gerecht zu werden. Das vorhandene Budget reiche aus, um die Große Halle bis 2027 nutzbar zu machen. Für die Kleine Halle gebe es derzeit keinen festen Zeitplan.
Der Bürgermeister unterstrich, dass die Stadt mit dem Projekt nicht nur dem Denkmalschutz gerecht werden wolle, sondern auch eine nachhaltige Nutzung anstrebe. „Die Nutzung der Multihalle ist ein Thema, das im Bereich der Kultur und Stadtentwicklung spielt, nicht im Baudezernat“, sagte er und betonte, dass künftige Partnerschaften entscheidend seien. Einen Projektabbruch schloss er kategorisch aus: „Wir müssten dann eine wie auch immer geartete Sicherungs- und Schutzmaßnahme einleiten, die ebenfalls erhebliche Kosten verursachen würde.“
Streit um Kosten und Konzepte
Nach den Vorträgen entfachte sich eine lebhafte Diskussion im Ausschuss, die keine klare Mehrheit offenbarte. Während die SPD und Teile der Grünen den Erhalt der Multihalle als kulturelles Erbe verteidigten, äußerten FDP, FW/ML, CDU und AfD teils massive Kritik an den finanziellen und konzeptionellen Grundlagen des Projekts.
Für die SPD erklärte Reinhold Götz, die Multihalle sei ein wichtiges Symbol für die kulturelle Identität Mannheims und ein wertvoller Teil des Herzogenriedparks, der bereits umfassend aufgewertet werde. „Es wäre fatal, wenn der Gemeinderat jetzt eine Entscheidung treffen würde, die uns finanziell belastet, ohne dass wir einen Gegenwert haben“, sagte Götz. Die Sanierung der Großen Halle sei ein tragfähiger Kompromiss.
Dennis Ulas (Linke/LTK) stellte fest, dass die Multihalle trotz ihres derzeitigen „Schattendaseins“ im Herzogenriedpark nach der Alten Feuerwache das bedeutendste Denkmal im Stadtteil sei. „Mit einer Sanierung könnte sie wieder mehr Präsenz im Quartier und im Stadtteil gewinnen und in den Blickpunkt der Stadtbevölkerung rücken“, sagte Ulas. Dies setze jedoch ein schlüssiges Nutzungskonzept voraus, das die Multihalle stärker in das Bewusstsein der Menschen zurückholt.
Demgegenüber äußerten sich Kritiker*innen wie Birgit Reinemund (FDP) skeptisch: „Das, was Sie eben vorgestellt haben, Herr Eisenhauer, ist für mich kein vernünftiges Nutzungskonzept.“ Sie forderte eine präzise Übersicht der Betriebskosten und mögliche Alternativen, etwa den Ausstieg aus dem Projekt. Die FW/ML unter Führung von Holger Schmid hielten die Pläne ebenso für unzureichend: „Wir investieren weiter, weiter in ein totes Pferd hinein.“ Auch die AfD sprach von einer Fehlinvestition und lehnte das Projekt rundweg ab.
Werbung
Von der CDU kam ein pragmatischer Ansatz: „Unser Vorschlag war immer: das ist ein überdachter Mehrgenerationenspielplatz in einem Architekturwunder“, erklärte Claudius Kranz. Er argumentierte, dass eine reduzierte Nutzung dem Stadtteil dienen und zugleich die finanziellen Belastungen mindern könnte.
Doch auch innerhalb der Grünen gab es kritische Stimmen. Gabriele Baier wies auf die rapide Kostensteigerung hin: „Innerhalb von anderthalb Jahren sind wir von 31 Millionen auf fast 50 Millionen gestiegen in den Kosten.“ Sie äußerte Zweifel, ob die Mittel für die Sanierung der Großen Halle ausreichten, und schlug vor, die Entscheidung in den Gemeinderat zu verlagern.
Zu viele offene Fragen: Entscheidung vertagt
Die Debatte im Hauptausschuss machte deutlich, dass die Zukunft der Multihalle weiterhin umstritten ist. Während SPD und Stadtverwaltung sich für eine schrittweise Sanierung und eine künftige Nutzung der Großen Halle aussprachen, äußerten FDP, AfD und Freie Wähler grundsätzliche Zweifel an der finanziellen Sinnhaftigkeit des Projekts. Die Grünen und die Linke zeigten sich unentschlossen und forderten präzisere Angaben zu den Kosten und Konzepten.
Der Hauptausschuss sprach keine Empfehlung aus und verwies das Thema an den Gemeinderat. Oberbürgermeister Specht hatte klargestellt, dass ein Projektabbruch erhebliche Kosten verursachen würde, etwa durch Rückzahlungen von Fördermitteln und Sicherungsmaßnahmen. Nun muss der Gemeinderat entscheiden, ob der Erhalt der Multihalle als kulturelles Wahrzeichen die Kosten rechtfertigt – oder ob ein Abbruch finanziell die bessere Option ist.
Update: Gemeinderat beschließt Fortführung der Sanierung
Am Dienstagabend fiel im Gemeinderat die Entscheidung: Für den Vorschlag von Oberbürgermeister Christian Specht stimmten 25 Mitglieder, darunter CDU, SPD, FDP/MfM, die Fraktion LTK und Einzelstadtrat Julien Ferrat (Die Mannheimer). Gegen die Fortführung votierten 17 Mitglieder, getragen von einer Konstellation aus Grünen, AfD und FW/ML. Drei Stadträte, darunter Vertreter je ein Vertreter der Grünen, der AfD und der Partei, enthielten sich. Baubürgermeister Ralf Eisenhauer argumentierte, dass die Sanierung der großen Halle mit 23,1 Millionen Euro kalkuliert sei, während ein Baustopp eine 19,8 Millionen Euro kosten würde. Die Bauruine müsse man dann für viel Geld sichern, erklärte Oberbürgermeister Specht, da ein Abriss der Multihalle wegen des Denkmalschutzes nicht infrage komme.
Kosten der Multihalle-Sanierung
Gesamtkosten (Stand November 2024):
Ursprünglich geplante Kosten (2022): 31 Millionen Euro
Diese Webseite verwendet Cookies, um die Funktionalität zu ermöglichen, Inhalte darzustellen sowie für Statistiken und Werbung.
Funktionale Cookies
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.
Ab 1 Euro pro Monat sorgst Du dafür, dass unabhängiger Lokaljournalismus in der Neckarstadt möglich bleibt.
Hilf mit, dass sich alle ohne Bezahlschranken informieren und mitreden können. Deine Unterstützung macht den Unterschied für eine informierte demokratische Gesellschaft. 🤝 Jetzt spenden und die Neckarstadt stärken!
Neue Sanierungspläne für die Multihalle sorgten im Hauptausschuss für hitzige Debatten. Update: Gemeinderat stimmt dafür.
Oberbürgermeister Specht eröffnete den Tagesordnungspunkt mit einer eindringlichen Beschreibung der Multihalle als „herausragendes Kulturdenkmal“ und „Architektur-Ikone“. Das Gebäude sei ein unverzichtbarer Teil des Herzogenriedparks und ein Alleinstellungsmerkmal Mannheims. Specht wies darauf hin, dass das Bauwerk ursprünglich für die Bundesgartenschau 1975 als temporäre Konstruktion errichtet wurde und heute internationale Aufmerksamkeit genießt.
„Ein Projektabbruch würde uns eine teure Bauruine mitten im Herzogenriedpark hinterlassen“
„In Architekturzeitungen und Büchern sind wir als Mannheim durch dieses Bauwerk bekannt“, betonte Specht. Doch der finanzielle Druck mache Anpassungen nötig. Die Stadt habe daher entschieden, die Sanierung in zwei Bauabschnitten zu realisieren. Zunächst soll die Große Halle saniert werden, während die Kleine Halle vorerst zurückgestellt werde. „Ein Projektabbruch würde uns eine teure Bauruine mitten im Herzogenriedpark hinterlassen“, warnte Specht. Außerdem müssten dann bereits bewilligte Fördermittel zurückgezahlt werden.
Eisenhauer: „Die Multihalle ist ein architektonisches Meisterwerk“
Bürgermeister Eisenhauer ging detailliert auf die Baupläne und die aktuelle Lage ein. Er beschrieb die Multihalle als „spektakuläre Architektur“, die sich jedem erschließe, der sie besichtigt. Der bisherige Baufortschritt umfasse die Bodenplatte und Tragwerkstrukturen, die bereits abgenommen seien. Als nächstes stehe die Errichtung eines Raumgerüsts an, um die Sanierung des Dachs und des Holzgitterschalensystems zu ermöglichen.
Eisenhauer erklärte, dass die Aufteilung in zwei Bauabschnitte notwendig sei, um den finanziellen Belastungen für die Stadt gerecht zu werden. Das vorhandene Budget reiche aus, um die Große Halle bis 2027 nutzbar zu machen. Für die Kleine Halle gebe es derzeit keinen festen Zeitplan.
Der Bürgermeister unterstrich, dass die Stadt mit dem Projekt nicht nur dem Denkmalschutz gerecht werden wolle, sondern auch eine nachhaltige Nutzung anstrebe. „Die Nutzung der Multihalle ist ein Thema, das im Bereich der Kultur und Stadtentwicklung spielt, nicht im Baudezernat“, sagte er und betonte, dass künftige Partnerschaften entscheidend seien. Einen Projektabbruch schloss er kategorisch aus: „Wir müssten dann eine wie auch immer geartete Sicherungs- und Schutzmaßnahme einleiten, die ebenfalls erhebliche Kosten verursachen würde.“
Streit um Kosten und Konzepte
Nach den Vorträgen entfachte sich eine lebhafte Diskussion im Ausschuss, die keine klare Mehrheit offenbarte. Während die SPD und Teile der Grünen den Erhalt der Multihalle als kulturelles Erbe verteidigten, äußerten FDP, FW/ML, CDU und AfD teils massive Kritik an den finanziellen und konzeptionellen Grundlagen des Projekts.
Für die SPD erklärte Reinhold Götz, die Multihalle sei ein wichtiges Symbol für die kulturelle Identität Mannheims und ein wertvoller Teil des Herzogenriedparks, der bereits umfassend aufgewertet werde. „Es wäre fatal, wenn der Gemeinderat jetzt eine Entscheidung treffen würde, die uns finanziell belastet, ohne dass wir einen Gegenwert haben“, sagte Götz. Die Sanierung der Großen Halle sei ein tragfähiger Kompromiss.
Dennis Ulas (Linke/LTK) stellte fest, dass die Multihalle trotz ihres derzeitigen „Schattendaseins“ im Herzogenriedpark nach der Alten Feuerwache das bedeutendste Denkmal im Stadtteil sei. „Mit einer Sanierung könnte sie wieder mehr Präsenz im Quartier und im Stadtteil gewinnen und in den Blickpunkt der Stadtbevölkerung rücken“, sagte Ulas. Dies setze jedoch ein schlüssiges Nutzungskonzept voraus, das die Multihalle stärker in das Bewusstsein der Menschen zurückholt.
Demgegenüber äußerten sich Kritiker*innen wie Birgit Reinemund (FDP) skeptisch: „Das, was Sie eben vorgestellt haben, Herr Eisenhauer, ist für mich kein vernünftiges Nutzungskonzept.“ Sie forderte eine präzise Übersicht der Betriebskosten und mögliche Alternativen, etwa den Ausstieg aus dem Projekt. Die FW/ML unter Führung von Holger Schmid hielten die Pläne ebenso für unzureichend: „Wir investieren weiter, weiter in ein totes Pferd hinein.“ Auch die AfD sprach von einer Fehlinvestition und lehnte das Projekt rundweg ab.
Von der CDU kam ein pragmatischer Ansatz: „Unser Vorschlag war immer: das ist ein überdachter Mehrgenerationenspielplatz in einem Architekturwunder“, erklärte Claudius Kranz. Er argumentierte, dass eine reduzierte Nutzung dem Stadtteil dienen und zugleich die finanziellen Belastungen mindern könnte.
Doch auch innerhalb der Grünen gab es kritische Stimmen. Gabriele Baier wies auf die rapide Kostensteigerung hin: „Innerhalb von anderthalb Jahren sind wir von 31 Millionen auf fast 50 Millionen gestiegen in den Kosten.“ Sie äußerte Zweifel, ob die Mittel für die Sanierung der Großen Halle ausreichten, und schlug vor, die Entscheidung in den Gemeinderat zu verlagern.
Zu viele offene Fragen: Entscheidung vertagt
Die Debatte im Hauptausschuss machte deutlich, dass die Zukunft der Multihalle weiterhin umstritten ist. Während SPD und Stadtverwaltung sich für eine schrittweise Sanierung und eine künftige Nutzung der Großen Halle aussprachen, äußerten FDP, AfD und Freie Wähler grundsätzliche Zweifel an der finanziellen Sinnhaftigkeit des Projekts. Die Grünen und die Linke zeigten sich unentschlossen und forderten präzisere Angaben zu den Kosten und Konzepten.
Der Hauptausschuss sprach keine Empfehlung aus und verwies das Thema an den Gemeinderat. Oberbürgermeister Specht hatte klargestellt, dass ein Projektabbruch erhebliche Kosten verursachen würde, etwa durch Rückzahlungen von Fördermitteln und Sicherungsmaßnahmen. Nun muss der Gemeinderat entscheiden, ob der Erhalt der Multihalle als kulturelles Wahrzeichen die Kosten rechtfertigt – oder ob ein Abbruch finanziell die bessere Option ist.
Update: Gemeinderat beschließt Fortführung der Sanierung
Am Dienstagabend fiel im Gemeinderat die Entscheidung: Für den Vorschlag von Oberbürgermeister Christian Specht stimmten 25 Mitglieder, darunter CDU, SPD, FDP/MfM, die Fraktion LTK und Einzelstadtrat Julien Ferrat (Die Mannheimer). Gegen die Fortführung votierten 17 Mitglieder, getragen von einer Konstellation aus Grünen, AfD und FW/ML. Drei Stadträte, darunter Vertreter je ein Vertreter der Grünen, der AfD und der Partei, enthielten sich. Baubürgermeister Ralf Eisenhauer argumentierte, dass die Sanierung der großen Halle mit 23,1 Millionen Euro kalkuliert sei, während ein Baustopp eine 19,8 Millionen Euro kosten würde. Die Bauruine müsse man dann für viel Geld sichern, erklärte Oberbürgermeister Specht, da ein Abriss der Multihalle wegen des Denkmalschutzes nicht infrage komme.
Kosten der Multihalle-Sanierung
Gesamtkosten (Stand November 2024):
Aufteilung der Bauabschnitte:
Fördermittel:
Kostensteigerungen:
Quelle: Hauptausschusssitzung vom 12. November 2024, Bürgerinformationssystem der Stadt Mannheim
Das Neckarstadtblog dankt für die Unterstützung von:
Auch interessant…