Massive Kürzungen bedrohen die Arbeit des Antidiskriminierungsbüros Mannheim. Der städtische Zuschuss soll um fast 70 Prozent sinken.
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Am 21. November 2024 stellte sich das Antidiskriminierungsbüro Mannheim (ADB) dem Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Soziales vor. Jeasuthan Nageswaran, Leiter des Büros, begann seinen Vortrag mit einem persönlichen Einstieg: „Früher pflegte ich zu sagen, wie Sie sehen und hören können, bin ich nicht von hier. Ich bin waschechter Berliner und vor drei Jahren hergezogen. Aber mittlerweile schlägt mein Herz für Mannheim. Ich bin ein Monnemer.“ Diese Worte führten direkt zu einem zentralen Anliegen des Abends – die Zukunft der Antidiskriminierungsarbeit in Mannheim.
Finanzielle Kürzungen bedrohen Arbeit des ADB
Einen großen Teil seines Vortrags widmete Nageswaran den finanziellen Perspektiven des ADB. Der Haushaltsplan der Stadt sieht für 2026 eine drastische Reduzierung der städtischen Mittel von derzeit 132.500 Euro auf nur noch 40.000 Euro vor. Zusammen mit der weiterhin konstanten Landesförderung von 80.000 Euro würde das Gesamtbudget von aktuell 212.500 Euro auf 120.000 Euro sinken. Während aktuell fünf Teilzeitkräfte die Arbeit stemmen, könnten dann nur noch zwei Teilzeitkräfte beschäftigt werden. „Im Jahr 2026 wird es nach derzeitigem Stand, wenn ich auf den Haushaltsplan blicke, ein Antidiskriminierungsbüro so, wie es es jetzt gibt, nicht mehr geben“, warnte Nageswaran.
Die Folgen wären verheerend: weniger Beratungsangebote, eingeschränkte Präventionsmaßnahmen und ein Verlust der schnellen Reaktionsfähigkeit bei Diskriminierungsfällen. Auch Schulungen, Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerkarbeit könnten kaum mehr durchgeführt werden. Dies wäre das Ende eines flächendeckenden Angebots, das dringend gebraucht wird.
„Das ADB ist für ganz Mannheim da“
Das Antidiskriminierungsbüro setzt sich seit seiner Gründung 2017 für eine Stadt ein, in der Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter, Behinderung oder anderer Merkmale diskriminierungsfrei leben können. „Wir versorgen ganz Mannheim und nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen, nur die Neckarstadt-West“, erklärte Nageswaran. Seine Ausführungen machten deutlich, dass das Büro weit über die Neckarstadt hinaus wirkt und zahlreiche Bereiche des städtischen Lebens berührt.
Allein 2024 verzeichnete das ADB einen signifikanten Anstieg an Beratungsanfragen von Einzelpersonen, Unternehmen, Schulen, Kitas sowie Kunst- und Kultureinrichtungen. Besonders in der Arbeitswelt sei Diskriminierung ein drängendes Thema. Klar ist, wie wichtig die Präventionsarbeit ist.
Mehrdimensionale Diskriminierung: Ein wachsendes Problem
Im Vortrag wurde deutlich, dass Diskriminierung oft nicht eindimensional ist. „So mehrdimensional wir Menschen sind, so sind auch die Diskriminierungserfahrungen der Menschen“, erklärte Nageswaran. Besonders Fälle, in denen mehrere Merkmale – wie Geschlecht, Alter und Herkunft – zusammenwirken, stellen das Team vor komplexe Herausforderungen. Mit einem eigens entwickelten Dokumentations- und Monitoring-Tool sammelt das ADB Daten, um diese Dynamiken besser zu verstehen und gezielt zu reagieren.
Zu den häufigsten Diskriminierungsmerkmalen zählen laut ADB Rassismus, Antisemitismus sowie Geschlechts- und Behindertenfeindlichkeit. Besonders Unternehmen suchen zunehmend die Unterstützung des ADB, um AGG-Beschwerdestellen einzurichten oder Mitarbeitende zu sensibilisieren. Auch in Schulen und Kitas führt das Büro Präventions-Workshops durch, oft mit kindgerechten Ansätzen wie Handpuppen oder Methodenkoffern.
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Stimmen Betroffener
Um die Bedeutung des ADB zu unterstreichen, brachte Nageswaran anonymisierte Stimmen von Betroffenen mit: „Ich bin nach Mannheim gezogen und wollte in einem namenhaften Unternehmen arbeiten, das damit wirbt, vielfältig zu sein. Aber ich musste leider feststellen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Ich danke euch, dass ihr mich nicht allein gelassen habt.“ Ein anderer Fall schilderte Altersdiskriminierung: „Ich wurde aussortiert, nur weil ich zu alt sei. Durch euch fühle ich mich nicht mehr so ohnmächtig.“
Diese und ähnliche Fälle illustrierten, wie wichtig das ADB nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die gesamte Stadtgesellschaft ist.
„Wir haben keine Wahl, wenn wir es ernst nehmen mit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt in Mannheim. Wenn wir es ernst nehmen für eine diskriminierungssensible Stadt, für unsere Stadt“, erklärte Nageswaran.
Entscheidung über die Finanzierung
Bürgermeister Thorsten Riehle erklärte im Ausschuss, dass die endgültige Entscheidung über die Finanzierung im Dezember getroffen werde. Diese Entscheidung wird darüber bestimmen, ob das ADB seine Arbeit in der bisherigen Form fortsetzen kann oder massiv eingeschränkt wird.
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Massive Kürzungen bedrohen die Arbeit des Antidiskriminierungsbüros Mannheim. Der städtische Zuschuss soll um fast 70 Prozent sinken.
Am 21. November 2024 stellte sich das Antidiskriminierungsbüro Mannheim (ADB) dem Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Soziales vor. Jeasuthan Nageswaran, Leiter des Büros, begann seinen Vortrag mit einem persönlichen Einstieg: „Früher pflegte ich zu sagen, wie Sie sehen und hören können, bin ich nicht von hier. Ich bin waschechter Berliner und vor drei Jahren hergezogen. Aber mittlerweile schlägt mein Herz für Mannheim. Ich bin ein Monnemer.“ Diese Worte führten direkt zu einem zentralen Anliegen des Abends – die Zukunft der Antidiskriminierungsarbeit in Mannheim.
Finanzielle Kürzungen bedrohen Arbeit des ADB
Einen großen Teil seines Vortrags widmete Nageswaran den finanziellen Perspektiven des ADB. Der Haushaltsplan der Stadt sieht für 2026 eine drastische Reduzierung der städtischen Mittel von derzeit 132.500 Euro auf nur noch 40.000 Euro vor. Zusammen mit der weiterhin konstanten Landesförderung von 80.000 Euro würde das Gesamtbudget von aktuell 212.500 Euro auf 120.000 Euro sinken. Während aktuell fünf Teilzeitkräfte die Arbeit stemmen, könnten dann nur noch zwei Teilzeitkräfte beschäftigt werden. „Im Jahr 2026 wird es nach derzeitigem Stand, wenn ich auf den Haushaltsplan blicke, ein Antidiskriminierungsbüro so, wie es es jetzt gibt, nicht mehr geben“, warnte Nageswaran.
Die Folgen wären verheerend: weniger Beratungsangebote, eingeschränkte Präventionsmaßnahmen und ein Verlust der schnellen Reaktionsfähigkeit bei Diskriminierungsfällen. Auch Schulungen, Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerkarbeit könnten kaum mehr durchgeführt werden. Dies wäre das Ende eines flächendeckenden Angebots, das dringend gebraucht wird.
„Das ADB ist für ganz Mannheim da“
Das Antidiskriminierungsbüro setzt sich seit seiner Gründung 2017 für eine Stadt ein, in der Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter, Behinderung oder anderer Merkmale diskriminierungsfrei leben können. „Wir versorgen ganz Mannheim und nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen, nur die Neckarstadt-West“, erklärte Nageswaran. Seine Ausführungen machten deutlich, dass das Büro weit über die Neckarstadt hinaus wirkt und zahlreiche Bereiche des städtischen Lebens berührt.
Allein 2024 verzeichnete das ADB einen signifikanten Anstieg an Beratungsanfragen von Einzelpersonen, Unternehmen, Schulen, Kitas sowie Kunst- und Kultureinrichtungen. Besonders in der Arbeitswelt sei Diskriminierung ein drängendes Thema. Klar ist, wie wichtig die Präventionsarbeit ist.
Mehrdimensionale Diskriminierung: Ein wachsendes Problem
Im Vortrag wurde deutlich, dass Diskriminierung oft nicht eindimensional ist. „So mehrdimensional wir Menschen sind, so sind auch die Diskriminierungserfahrungen der Menschen“, erklärte Nageswaran. Besonders Fälle, in denen mehrere Merkmale – wie Geschlecht, Alter und Herkunft – zusammenwirken, stellen das Team vor komplexe Herausforderungen. Mit einem eigens entwickelten Dokumentations- und Monitoring-Tool sammelt das ADB Daten, um diese Dynamiken besser zu verstehen und gezielt zu reagieren.
Zu den häufigsten Diskriminierungsmerkmalen zählen laut ADB Rassismus, Antisemitismus sowie Geschlechts- und Behindertenfeindlichkeit. Besonders Unternehmen suchen zunehmend die Unterstützung des ADB, um AGG-Beschwerdestellen einzurichten oder Mitarbeitende zu sensibilisieren. Auch in Schulen und Kitas führt das Büro Präventions-Workshops durch, oft mit kindgerechten Ansätzen wie Handpuppen oder Methodenkoffern.
Stimmen Betroffener
Um die Bedeutung des ADB zu unterstreichen, brachte Nageswaran anonymisierte Stimmen von Betroffenen mit: „Ich bin nach Mannheim gezogen und wollte in einem namenhaften Unternehmen arbeiten, das damit wirbt, vielfältig zu sein. Aber ich musste leider feststellen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Ich danke euch, dass ihr mich nicht allein gelassen habt.“ Ein anderer Fall schilderte Altersdiskriminierung: „Ich wurde aussortiert, nur weil ich zu alt sei. Durch euch fühle ich mich nicht mehr so ohnmächtig.“
Diese und ähnliche Fälle illustrierten, wie wichtig das ADB nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die gesamte Stadtgesellschaft ist.
„Wir haben keine Wahl, wenn wir es ernst nehmen mit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt in Mannheim. Wenn wir es ernst nehmen für eine diskriminierungssensible Stadt, für unsere Stadt“, erklärte Nageswaran.
Entscheidung über die Finanzierung
Bürgermeister Thorsten Riehle erklärte im Ausschuss, dass die endgültige Entscheidung über die Finanzierung im Dezember getroffen werde. Diese Entscheidung wird darüber bestimmen, ob das ADB seine Arbeit in der bisherigen Form fortsetzen kann oder massiv eingeschränkt wird.
Kontakt zum Antidiskriminierungsbüro Mannheim
Antidiskriminierungsbüro Mannheim e.V.
Alphornstraße 2a
68169 Mannheim (Neckarstadt-West)
Haltestelle Neumarkt | Büro barrierefrei zugänglich
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9 bis 14 Uhr
Telefon: 0621 – 4368 9056
E-Mail: info@adb-mannheim.de
Webseite: adb-mannheim.de
Quelle: Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit und Soziales vom 21.11.2024 (mannheim-videos.de)
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