Museum, Forschungsstätte und offener Begegnungsort – der überarbeitete Entwurf gibt weiterhin allen Funktionen des Forums Deutsche Sprache am südlichen Alten Meßplatz in Mannheim Raum (Planungsstand 01/2025) | Bildrechte: HENN
Das Forum Deutsche Sprache kommt. Doch bis zur Eröffnung bleibt die Zukunft des Alten Messplatzes ungewiss.
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Das Forum Deutsche Sprache in Mannheim wird gebaut. Nach monatelanger Unsicherheit, Verzögerungen und Spekulationen über ein mögliches Scheitern steht nun fest: Die Finanzierung ist gesichert, der Entwurf angepasst, und der Baubeginn soll Ende 2025 erfolgen. Die Stadt spricht von einer „Aufwertung“ des Alten Messplatzes. Doch während das fertige Forum Deutsche Sprache zweifellos eine Bereicherung sein wird, bleibt unklar, welche Folgen die lange Bauzeit für das Umfeld hat.
Herausforderungen bei der Finanzierung
Der Bau sollte ursprünglich längst begonnen haben, doch im Sommer 2024 geriet das Projekt wegen steigender Baukosten ins Stocken. Eine Finanzierungslücke im zweistelligen Millionenbereich verzögerte den Start um mehrere Monate. Die Stadtverwaltung betonte zwar fortlaufend, an einer Lösung zu arbeiten, blieb dabei aber lange intransparent. Bereits im vergangenen Herbst vermuteten Mitglieder des Bezirksbeirats Neckarstadt-Ost, dass die Stadt früher über die Probleme Bescheid wusste, die Öffentlichkeit jedoch nicht informierte.
Die Lösung steht: Durch eine verkleinerte Bauweise und reduzierte Ausstattung reicht die ursprünglich geplante Schenkungssumme der Klaus Tschira Stiftung aus. In der letzten Sitzung des Bezirksbeirats Neckarstadt-West erklärte das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS), welche Anpassungen vorgenommen wurden, um im Kostenrahmen zu bleiben. Breite und Tiefe des Gebäudes wurden jeweils um 1,5 Meter verkleinert, das Untergeschoss entfällt, und die Technik wandert auf das Dach. Dadurch ließ sich Beton einsparen – zugleich entsteht eine Dachterrasse, die für Veranstaltungen genutzt werden kann.
Das IDS betont, dass die Änderungen die Funktionalität nicht beeinträchtigen, sondern die Architektur effizienter gestalten. Wissenschaftlicher Direktor Henning Lobin erklärte, die Klaus Tschira Stiftung habe das Kostenrisiko als Bauherrin so eingeplant, dass auch erhebliche Preissteigerungen aufgefangen werden können.
Mehr als ein Museum – aber was passiert bis zur Eröffnung?
Das Forum Deutsche Sprache soll ein interaktiver Ort für Sprache und Gesellschaft werden. Geplant sind neben klassischen Ausstellungen eine Sprachwerkstatt, Citizen-Science-Projekte und interaktive Beteiligungsformate. Bürger*innen sollen sich aktiv an der Sprachforschung beteiligen – etwa durch Befragungen oder die Bereitstellung von Sprachaufnahmen. Zudem sind Einblicke in sprachwissenschaftliche Methoden geplant.
Das Forum kooperiert mit Kultur- und Bildungseinrichtungen wie der Kunsthalle, dem TECHNOSEUM, der Popakademie und lokalen Projekten wie der Lichtmeile. Die Anbindung an das Mannheimer Bündnis für ein Zusammenleben in Vielfalt legt nahe, dass auch gesellschaftspolitische Themen eine Rolle spielen werden.
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Doch bis zur Eröffnung bleibt die zentrale Frage: Was passiert während der Bauzeit mit dem Alten Messplatz? Seit der Räumung und dem Umzug des Zwischennutzungsprojekts ALTER verfällt der Platz zunehmend. Laut Anwohner*innen und dem ALTER-Team haben Drogenhandel, Kriminalität und Müllprobleme zugenommen. Unklar bleibt, welche finanziellen Mittel die Stadt trotz angespannter Haushaltslage für eine Belebung des Platzes während der Sommersaison einplant.
Die Rolle der Stadt: Verantwortung oder Abwarten?
Die Zuständigkeiten für das Forum Deutsche Sprache sind klar verteilt: Die Stadt Mannheim bleibt Eigentümerin des Grundstücks und vergibt es per Erbbaurechtsvertrag an die Klaus Tschira Stiftung. Diese übernimmt die Finanzierung des Baus, während das IDS den Betrieb führt. Die Stadt ist für die Gestaltung der südlichen Platzmitte zuständig.
Bis zum Baustart soll die Fläche noch eine Sommersaison lang für eine Zwischennutzung geöffnet werden. Die Organisation übernimmt das Quartiermanagement gemeinsam mit lokal Engagierten und Anwohner*innen – währenddessen ging das Zwischennutzungsprojekt ALTER im Haushalt leer aus.
Wie die Übergangszeit konkret gestaltet wird, ist noch unklar. In Bezirksbeiratssitzungen gab es wiederholt Kritik daran, dass Sicherheitsmaßnahmen nur punktuell umgesetzt wurden und strukturelle Probleme ungelöst blieben. Mit Beginn der Bauarbeiten endet die Zwischennutzung, da das Gelände dann vollständig für die Baustelle benötigt wird.
Mit dem Baustart Ende 2025 wird der südliche Messplatz voraussichtlich drei Jahre lang zur Baustelle. Bauzäune werden errichtet, Zufahrten für Baufahrzeuge eingerichtet, und der Platz wird stark belastet. Lärm, Staub und Schmutz sind unvermeidlich. Das Zwischennutzungsprojekt ALTER wird massiv eingeschränkt – ob es die Bauphase übersteht, bleibt ungewiss.
Die Neugestaltung der südlichen Platzmitte und der geplante Zugang zum Neckar können erst beginnen, wenn die jahrelangen Bauarbeiten für das Forum Deutsche Sprache abgeschlossen sind.
Quellen: Pressemitteilung der Stadt Mannheim, Bezirksbereitssitzung Neckarstadt-West, Mannheimer Morgen, eigene Recherchen
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Das Forum Deutsche Sprache kommt. Doch bis zur Eröffnung bleibt die Zukunft des Alten Messplatzes ungewiss.
Das Forum Deutsche Sprache in Mannheim wird gebaut. Nach monatelanger Unsicherheit, Verzögerungen und Spekulationen über ein mögliches Scheitern steht nun fest: Die Finanzierung ist gesichert, der Entwurf angepasst, und der Baubeginn soll Ende 2025 erfolgen. Die Stadt spricht von einer „Aufwertung“ des Alten Messplatzes. Doch während das fertige Forum Deutsche Sprache zweifellos eine Bereicherung sein wird, bleibt unklar, welche Folgen die lange Bauzeit für das Umfeld hat.
Herausforderungen bei der Finanzierung
Der Bau sollte ursprünglich längst begonnen haben, doch im Sommer 2024 geriet das Projekt wegen steigender Baukosten ins Stocken. Eine Finanzierungslücke im zweistelligen Millionenbereich verzögerte den Start um mehrere Monate. Die Stadtverwaltung betonte zwar fortlaufend, an einer Lösung zu arbeiten, blieb dabei aber lange intransparent. Bereits im vergangenen Herbst vermuteten Mitglieder des Bezirksbeirats Neckarstadt-Ost, dass die Stadt früher über die Probleme Bescheid wusste, die Öffentlichkeit jedoch nicht informierte.
Die Lösung steht: Durch eine verkleinerte Bauweise und reduzierte Ausstattung reicht die ursprünglich geplante Schenkungssumme der Klaus Tschira Stiftung aus. In der letzten Sitzung des Bezirksbeirats Neckarstadt-West erklärte das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS), welche Anpassungen vorgenommen wurden, um im Kostenrahmen zu bleiben. Breite und Tiefe des Gebäudes wurden jeweils um 1,5 Meter verkleinert, das Untergeschoss entfällt, und die Technik wandert auf das Dach. Dadurch ließ sich Beton einsparen – zugleich entsteht eine Dachterrasse, die für Veranstaltungen genutzt werden kann.
Das IDS betont, dass die Änderungen die Funktionalität nicht beeinträchtigen, sondern die Architektur effizienter gestalten. Wissenschaftlicher Direktor Henning Lobin erklärte, die Klaus Tschira Stiftung habe das Kostenrisiko als Bauherrin so eingeplant, dass auch erhebliche Preissteigerungen aufgefangen werden können.
Mehr als ein Museum – aber was passiert bis zur Eröffnung?
Das Forum Deutsche Sprache soll ein interaktiver Ort für Sprache und Gesellschaft werden. Geplant sind neben klassischen Ausstellungen eine Sprachwerkstatt, Citizen-Science-Projekte und interaktive Beteiligungsformate. Bürger*innen sollen sich aktiv an der Sprachforschung beteiligen – etwa durch Befragungen oder die Bereitstellung von Sprachaufnahmen. Zudem sind Einblicke in sprachwissenschaftliche Methoden geplant.
Das Forum kooperiert mit Kultur- und Bildungseinrichtungen wie der Kunsthalle, dem TECHNOSEUM, der Popakademie und lokalen Projekten wie der Lichtmeile. Die Anbindung an das Mannheimer Bündnis für ein Zusammenleben in Vielfalt legt nahe, dass auch gesellschaftspolitische Themen eine Rolle spielen werden.
Doch bis zur Eröffnung bleibt die zentrale Frage: Was passiert während der Bauzeit mit dem Alten Messplatz? Seit der Räumung und dem Umzug des Zwischennutzungsprojekts ALTER verfällt der Platz zunehmend. Laut Anwohner*innen und dem ALTER-Team haben Drogenhandel, Kriminalität und Müllprobleme zugenommen. Unklar bleibt, welche finanziellen Mittel die Stadt trotz angespannter Haushaltslage für eine Belebung des Platzes während der Sommersaison einplant.
Die Rolle der Stadt: Verantwortung oder Abwarten?
Die Zuständigkeiten für das Forum Deutsche Sprache sind klar verteilt: Die Stadt Mannheim bleibt Eigentümerin des Grundstücks und vergibt es per Erbbaurechtsvertrag an die Klaus Tschira Stiftung. Diese übernimmt die Finanzierung des Baus, während das IDS den Betrieb führt. Die Stadt ist für die Gestaltung der südlichen Platzmitte zuständig.
Bis zum Baustart soll die Fläche noch eine Sommersaison lang für eine Zwischennutzung geöffnet werden. Die Organisation übernimmt das Quartiermanagement gemeinsam mit lokal Engagierten und Anwohner*innen – währenddessen ging das Zwischennutzungsprojekt ALTER im Haushalt leer aus.
Wie die Übergangszeit konkret gestaltet wird, ist noch unklar. In Bezirksbeiratssitzungen gab es wiederholt Kritik daran, dass Sicherheitsmaßnahmen nur punktuell umgesetzt wurden und strukturelle Probleme ungelöst blieben. Mit Beginn der Bauarbeiten endet die Zwischennutzung, da das Gelände dann vollständig für die Baustelle benötigt wird.
Mit dem Baustart Ende 2025 wird der südliche Messplatz voraussichtlich drei Jahre lang zur Baustelle. Bauzäune werden errichtet, Zufahrten für Baufahrzeuge eingerichtet, und der Platz wird stark belastet. Lärm, Staub und Schmutz sind unvermeidlich. Das Zwischennutzungsprojekt ALTER wird massiv eingeschränkt – ob es die Bauphase übersteht, bleibt ungewiss.
Die Neugestaltung der südlichen Platzmitte und der geplante Zugang zum Neckar können erst beginnen, wenn die jahrelangen Bauarbeiten für das Forum Deutsche Sprache abgeschlossen sind.
Quellen: Pressemitteilung der Stadt Mannheim, Bezirksbereitssitzung Neckarstadt-West, Mannheimer Morgen, eigene Recherchen
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