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Das Aus für freie Kunst?

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Die Freie Kunstakademie residiert noch im sanierungsbedürftigen Herschelbad | Foto: M. Schülke

Retten, was zu retten ist. Insolvenz als Überraschungsei zum 40-jährigen Bestehen der Freien Kunstakademie Mannheim.

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Die Freie Kunstakademie Mannheim ist zahlungsunfähig. Bestätigt wurde das in der ersten Sitzung des vorläufigen Insolvenzverfahrens – durch die erste Vorsitzende Birgit Reinemund.

Am 10. März 2025 ordnete das Amtsgericht Mannheim Maßnahmen an, um das Vermögen des Vereins vor Zugriffen zu schützen. Vollstreckungen wurden gestoppt, Zahlungen dürfen seither nur noch an die Insolvenzverwaltung geleistet werden. Reinemund bestätigte am 19. März im Rahmen der ersten Gläubigerversammlung die Eröffnung des vorläufigen Verfahrens.

Was bedeutet Insolvenz für die FKAM?

Das Prozedere geht so. Die Freien werden an die Luft gesetzt. Die Festangestellten erhalten noch drei Monate Salär. Und die Studierenden? Sie können noch Semesterabschluss und die Abschlussklassen eben ihren Abschluss machen – so die Direktorin Juliane Huber. Am 12. März wurden die Studierenden per E-Mail informiert, dass bereits am Folgetag der letzte Unterricht stattfinden würde​.

Bereits im Oktober 2023 berichteten wir über die prekäre Raumsituation der FKAM im Herschelbad​. Die Akademie nutzte dort drei Etagen. Doch das Gebäude ist sanierungsbedürftig, und eine langfristige Perspektive fehlt. Die Stadt hatte den Verbleib der FKAM dort nur bis Ende 2025 gesichert.

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Zukunft nur Utopie?

Doch die Studierenden und Dozenten wollen nicht kampflos ihren Lehrbetrieb und Ateliers aufgeben. Auf ihrer Webseite informiert die Akademie inzwischen offen über die angespannte Lage. Man befinde sich in „extrem schwierigem finanziellen Fahrwasser“, heißt es dort. Ein Insolvenzantrag sei gestellt, ein Verfahren jedoch noch nicht eingeleitet. Studierende und Dozentinnen und Dozenten arbeiteten gemeinsam an einer tragfähigen Neukonzeption; auch ein neuer Trägerverein sei in Gründung. Eine Crowdfunding-Kampagne sei angekündigt, nähere Informationen sollen in Kürze folgen.

Die Krux bei der Sache: Seit Corona haben sich die Studierendenzahlen nicht wieder erholt. Die Einnahmen reichen schon lange nicht mehr, um den Betrieb zu sichern. Hinzu kommen gestiegene Kosten – etwa für Energie und Unterhalt der Räume. Auch eine Erhöhung der Studiengebühren könnte künftig notwendig werden. Derzeit liegen diese bei 150 Euro im Monat.

Nun, letzten Endes gilt das Prinzip Hoffnung. Das hat der deutsche Philosoph Ernst Bloch – oder vielmehr Blochs geflügeltes Wort – propagiert in den 1950er Jahren: The Dreams of a Better Life.

In dem Song „Traurige Träume“ auf dem Album „Alles verpflücken“ geht die Punkband Schrottgrenze gemeinsam mit Sookee auf das Hoffnungsprinzip Blochs ein: „Es käme darauf an, das Hoffen zu lernen.“ Der Ruf nach Erhalt der Akademie wird lauter – ob die Hoffnung trägt, bleibt offen.

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Elvira Richter studierte Kunst in Washington D.C. und Kommunikations-Design in Mannheim, veröffentlichte verschiedene Hörspiele, arbeitet als Online-Journalistin; betreut die Öffentlichkeitsarbeit für Kunststiftungen/Kulturinstitutionen. Nach Stationen in Washington, Amsterdam und Rom lebt und arbeitet sie in Berlin und Mannheim.