Trotz MeKi-System, Rechtsanspruch und vermeintlich guter Versorgungslage gibt es in der Neckarstadt-Ost Familien, die keine geeignete Einrichtung für ihr Kind finden.
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Am Samstag, 17. November 2018, hatten die Mannheimer Grünen zu einer Gesprächs- und Informationsveranstaltung zur Kinderbetreuungssituation in der Neckarstadt-Ost in die Ev. Kindertagesstätte im Melanchthonweg eingeladen. Im Nachgang fragten wir die Grünen-Bezirksbeirätin Stefanie Heß und den Grünen-Stadtrat Raymond Fojkar, welche Erkenntnisse sie aus der lockeren Runde mitgenommen haben und wo Familien sowie die Träger verschiedener Betreuungskonzepte Verbesserungsbedarf sehen.
Hinweis: Das Interview wurde aus organisatorischen Gründen im Anschluss per E-Mail geführt.
Welche Probleme haben Familien in der Neckarstadt-Ost mit der Kinderbetreuung?
Stefanie Heß: Die Neckarstadt-Ost ist der Stadtteil mit den meisten unversorgten Kindern im Krippen- und Kitabereich. Trotz vermeintlich guter Versorgungslage auf dem Papier, gibt es Familien im Stadtteil, die keine geeignete Einrichtung für ihr Kind finden. Selbst Geschwisterkinder bekommen mitunter keinen Platz in der gleichen Einrichtung, was Familien dann natürlich vor große Herausforderungen stellt, wenn sie mehrere Kinder zu unterschiedlichen Einrichtungen bringen müssen. Vom eigentlichen Arbeitsweg, der dann noch dazu kommt, ganz zu schweigen.
Was sind für Eltern die wichtigsten Punkte bei der Kinderbetreuung?
Stefanie Heß: Die Erreichbarkeit der Einrichtung und die Betreuungszeit spielen für die Eltern die größte Rolle. Aus den Reihen der teilnehmenden Eltern wurde geäußert, dass die Frage, welche Einrichtung konzeptionell zum Kind passt, derzeit ein Luxusproblem wäre. Sie seien schon froh, wenn sie überhaupt einen Platz in der Nähe und dann am Besten noch im Ganztagesbereich finden würden.
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Vor welchen Herausforderungen stehen Elterninitiativen zur Kinderbetreuung heute anders als früher?
Stefanie Heß: Laut Frau Gerth, die vor 25 Jahren mit der Rappelkiste in Feudenheim einen Kinderladen in Mannheim gegründet hat, gab es damals zum einen mehr Unterstützung seitens der Stadt. So wurde beispielsweise die Miete der Räume komplett übernommen. Außerdem hatten die Einrichtungen damals viel weniger Verwaltungsarbeit. Sie nannte exemplarisch die DSGVO. Außerdem waren damals, anders als heute, meist nicht beide Elternteile voll berufstätig. Der hohe Arbeitsaufwand, den der Betrieb einer eigenen Einrichtung damals schon bedeutete, war damit für die einzelnen Familien leichter zu bewältigen.
Wobei ist das MeKi-System hilfreich, wo produziert es eher Probleme?
Raymond Fojkar: MeKi ist ein gutes System, um die Anzahl der freien Plätze zu erheben. Also als Meldesystem. Allerdings funktioniert es nicht gut als Verteilsystem. Dies hat vor allem damit zu tun, dass die freien Träger zwar ihre freien Plätze melden müssen, aber bei der Platzvergabe frei sind. Das MeKi-System muss dringend überprüft und angepasst werden.
Wodurch könnte die Stadt die größte Verbesserung für die Kinderbetreuung bewirken?
Raymond Fojkar: Die Stadt muss bei der Bedarfsplanung und dem Ausbau der Betreuungsplätze nacharbeiten. Eine stadtweite Quote hilft uns nicht vor Ort in den Stadtteilen. Wir sehen gerade auch ein Potential bei den kleinen freien Trägern. Dafür muss die Stadt aber auch schauen, ob und wie die Finanzierungsrichtlinien für die freien Träger angepasst werden können, um beispielsweise auch hier Initiativen aus der Bürgerschaft passgenau unterstützen zu können.
Die Stadt Mannheim führt alle Vormerkungen von Eltern für Krippe-, Kindertagspflege-, Kindergarten- und Schulkindbetreuung zentral in dem elektronischen Meldesystem Kinderbetreuung (MeKi) zusammen. Für eine Vormerkung in MeKi füllen Eltern den Vormerkbogen aus. […] Mit dem Meldesystem Kinderbetreuung (MeKi) stellt die Stadt Mannheim sicher, dass Eltern sich nur an eine Stelle wenden müssen, um ihr Kind vorzumerken. Eltern können im Vormerkbogen die drei Einrichtungen Ihrer Wahl angeben und die benötigten Betreuungszeiten. Die Vergabe der Betreuungsplätze wird auf der Grundlage der aktuell geltenden Platzvergabekriterien erfolgen. (Quelle: mannheim.de)
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Trotz MeKi-System, Rechtsanspruch und vermeintlich guter Versorgungslage gibt es in der Neckarstadt-Ost Familien, die keine geeignete Einrichtung für ihr Kind finden.
Am Samstag, 17. November 2018, hatten die Mannheimer Grünen zu einer Gesprächs- und Informationsveranstaltung zur Kinderbetreuungssituation in der Neckarstadt-Ost in die Ev. Kindertagesstätte im Melanchthonweg eingeladen. Im Nachgang fragten wir die Grünen-Bezirksbeirätin Stefanie Heß und den Grünen-Stadtrat Raymond Fojkar, welche Erkenntnisse sie aus der lockeren Runde mitgenommen haben und wo Familien sowie die Träger verschiedener Betreuungskonzepte Verbesserungsbedarf sehen.
Hinweis: Das Interview wurde aus organisatorischen Gründen im Anschluss per E-Mail geführt.
Welche Probleme haben Familien in der Neckarstadt-Ost mit der Kinderbetreuung?
Stefanie Heß: Die Neckarstadt-Ost ist der Stadtteil mit den meisten unversorgten Kindern im Krippen- und Kitabereich. Trotz vermeintlich guter Versorgungslage auf dem Papier, gibt es Familien im Stadtteil, die keine geeignete Einrichtung für ihr Kind finden. Selbst Geschwisterkinder bekommen mitunter keinen Platz in der gleichen Einrichtung, was Familien dann natürlich vor große Herausforderungen stellt, wenn sie mehrere Kinder zu unterschiedlichen Einrichtungen bringen müssen. Vom eigentlichen Arbeitsweg, der dann noch dazu kommt, ganz zu schweigen.
Was sind für Eltern die wichtigsten Punkte bei der Kinderbetreuung?
Stefanie Heß: Die Erreichbarkeit der Einrichtung und die Betreuungszeit spielen für die Eltern die größte Rolle. Aus den Reihen der teilnehmenden Eltern wurde geäußert, dass die Frage, welche Einrichtung konzeptionell zum Kind passt, derzeit ein Luxusproblem wäre. Sie seien schon froh, wenn sie überhaupt einen Platz in der Nähe und dann am Besten noch im Ganztagesbereich finden würden.
Vor welchen Herausforderungen stehen Elterninitiativen zur Kinderbetreuung heute anders als früher?
Stefanie Heß: Laut Frau Gerth, die vor 25 Jahren mit der Rappelkiste in Feudenheim einen Kinderladen in Mannheim gegründet hat, gab es damals zum einen mehr Unterstützung seitens der Stadt. So wurde beispielsweise die Miete der Räume komplett übernommen. Außerdem hatten die Einrichtungen damals viel weniger Verwaltungsarbeit. Sie nannte exemplarisch die DSGVO. Außerdem waren damals, anders als heute, meist nicht beide Elternteile voll berufstätig. Der hohe Arbeitsaufwand, den der Betrieb einer eigenen Einrichtung damals schon bedeutete, war damit für die einzelnen Familien leichter zu bewältigen.
Wobei ist das MeKi-System hilfreich, wo produziert es eher Probleme?
Raymond Fojkar: MeKi ist ein gutes System, um die Anzahl der freien Plätze zu erheben. Also als Meldesystem. Allerdings funktioniert es nicht gut als Verteilsystem. Dies hat vor allem damit zu tun, dass die freien Träger zwar ihre freien Plätze melden müssen, aber bei der Platzvergabe frei sind. Das MeKi-System muss dringend überprüft und angepasst werden.
Wodurch könnte die Stadt die größte Verbesserung für die Kinderbetreuung bewirken?
Raymond Fojkar: Die Stadt muss bei der Bedarfsplanung und dem Ausbau der Betreuungsplätze nacharbeiten. Eine stadtweite Quote hilft uns nicht vor Ort in den Stadtteilen. Wir sehen gerade auch ein Potential bei den kleinen freien Trägern. Dafür muss die Stadt aber auch schauen, ob und wie die Finanzierungsrichtlinien für die freien Träger angepasst werden können, um beispielsweise auch hier Initiativen aus der Bürgerschaft passgenau unterstützen zu können.
Zentrales elektronisches Meldesystem Kinderbetreuung (MeKi)
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